Votum von Actares an der Zurich-GV 2018

Grüezi mitenand, mein Name ist Fritz Peter, aus Hüntwangen. Ich spreche für die Aktionärsvereinigung Actares, Actionnariat responsable, für eine Wirtschaft mit Verantwortung.

Actares erarbeitet für seine Mitglieder Abstimmungsempfehlungen und vertritt deren Stimmrechte an den Generalversammlungen, zum Beispiel auch heute hier bei Zurich.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren

Das aktuelle Jahrtausend ist noch keine 20 Jahre alt, aber bereits ist es Zeit für, wenn ich richtig zähle, den sechsten Verwaltungs­ratspräsidenten bei Zurich. Wie unsere Gesellschaft in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrmals schmerzhaft erfahren musste, sind Nachfolgeregelungen in Spitzenpositionen oft eine besondere Herausforderung. Diesmal allerdings muss und darf dem Verwaltungsrat zur vorgeschlagenen Neubesetzung seines Präsidiums gratuliert werden: mit Michel Liès konnte eine weit herum anerkannte Persönlichkeit und ein ausgewiesener Versicherungsfachmann für dieses Amt gewonnen werden - dies stimmt Actares zuversichtlich und wir setzen grosse Hoffnungen in Herrn Liès, haben aber auch klare Erwartungen an ihn.

Die heutige Generalversammlung wird sicherlich die Amts- und Präsidiumsjahre des aktuellen Präsidenten würdigen - und ich gehe davon aus, dass die nachfolgende Wahl von Michel Liès ziemlich unbestritten sein wird. Einleitend erwähnte ich die Actares Abstimmungsempfehlungen: bei Traktandum 4.1.1., der Wahl von Herrn Liès als Mitglied und Präsident des Verwaltungsrats, empfiehlt Actares ein NEIN - das sich jedoch, wie Sie bereits gehört haben, in keiner Weise gegen die Person von Herrn Liès richtet. Best Practice jedoch sieht eine getrennte Wahl zum Verwaltungsrat und dann ins Präsidium vor.

Wie in den Vorjahren hatte Actares im Vorfeld der Generalversammlung einige Fragen schriftlich an Zurich gestellt; vielen Dank für die ausführliche Antwort, die einige für uns wichtige, gute Informationen enthält. Leider wurde auf einige unserer Fragen nur wenig oder gar nicht eingegangen; ich werde mir deshalb erlauben, diese am Schluss meiner Ausführungen hier vorzubringen. Im vergangenen Jahr gab es einige Entwicklungen bei Zurich, die Actares sehr gefreut haben. Dies betrifft insbesondere die Aktivitäten und Initiativen zu verantwortungsvollem Anlegen und dem teilweisen Ausstieg aus Kohle. Dies sind bedeutende Schritte zur Stärkung der nachhaltigen Unternehmensführung. Sie sehen es mir sicherlich nach, wenn ich darauf hinweise, dass Actares gerade den Ausstieg aus Kohle bereits seit längerem angemahnt hatte.

In den Corporate Responsability Highlights 2017 (der Umfang dieser Berichterstattung wurde gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt) wird ausgeführt, dass Zurich ein Resultat von 83 im Dow Jones Sustainability Index erreicht und damit besser abgeschnitten hat als 98% aller Versicherer. Industry Leader war in den vergangenen Jahren meistens Swiss Re, unser Nachbar am Mythenquai. Michel (ich kenne Herrn Liès aus meiner Anfangszeit als Mitarbeiter der damaligen Schweizer Rück vor über 30 Jahren), darf ich anregen, dass du mit Zurich das Ziel verfolgst, deinen ehemaligen Kollegen bei Swiss Re ein heisses Rennen um diese Auszeichnung zu liefern? Möge das ein nachhaltiges "race to the top" werden!

Aus den Schweizer Medien müssen wir alle leider immer wieder Informationen über Umstrukturierungen bei Zurich und dem damit verbundenen Stellenabbau inkl. Entlassungen und unfreiwilligen vorzeitigen Pensionierungen entnehmen. Dies ist Anlass zu grosser Besorgnis. Die Fluktuationsrate im Konzern hat sich zwar von den rekordhohen 16.5 Prozent des Vorjahrs auf knapp 15 Prozent verringert; dieser Wert ist aber immer noch exorbitant hoch! Die aktuelle Personalumfrage verzeichnet einen Rückgang des Engagements von 68 auf 62 Prozent - ich gehe davon aus, dass dieser Wert bei den Mitarbeitenden in der Schweiz doch etwas höher ist. Beide erwähnte Kennzahlen lassen darauf schliessen, dass die seit über fünf Jahren laufenden Restrukturierungen zu Unsicherheit und sogar Resignation beim Personal geführt haben. Actares erwartet, dass diese Zeichen vom Management erkannt und dass geeignete Massnahmen getroffen werden, um das Vertrauen der Mitarbeitenden wiederzugewinnen. Auch unser Präsident sprach in seinem Einführungsreferat von der Notwendigkeit, das Vertrauen wiederzugewinnen. Die gelobte Leadership hingegen scheint noch nicht genügend gewirkt zu haben.

Und jetzt wiederhole ich mich zwar vom letzten Jahr, aber bei der Wichtigkeit dieses Themas ist es mir das wert: Wollen Sie nicht ernsthaft darüber nachdenken, in Zukunft darauf zu verzichten, bei Mitarbeitenden mit langjähriger Betriebstreue Entlassungen oder unfreiwillige vorzeitige Pensionierungen aus betrieblichen Gründen auszusprechen?

Und gerade nochmals eine Wiederholung, Sie ahnen es bereits, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre. Die Vergütungen von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sind weiterhin sehr hoch und verletzen etwa die Hälfte der Kriterien von Actares - entsprechend empfiehlt Ihnen Actares die Ablehnung von allen Anträgen zu den Vergütungen.

Vor den Fragen noch eine Bemerkung zur Konzern­verantwortungs­initiative. Verantwortungslose Un-ternehmen sind ein Risiko für Anlegerinnen und Anleger. Unternehmen, die den weltweiten Konsens bezüglich Menschenrechten und Umweltschutz missachten, müssen früher oder später dafür zahlen - sie werden verklagt und gebüsst. Actares unterstützt deshalb die Konzern­verantwortungs­initiative und hat anfangs Jahr Zurich und 99 weitere Aktiengesellschaften zum Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflicht befragt. Leider haben wir bis heute keine Antwort von Zurich erhalten.

Zum Schluss die Fragen von Actares. Sehr geehrter Herr Präsident:

  • Zurich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 35 Prozent der obersten 10 Prozent der Positionen mit weiblichen Führungskräften zu besetzen. Können Sie uns die Entwicklung dieser KPI per Ende 2015, 2016 und 2017 aufzeigen? Geben Ihnen diese Zahlen Zuversicht, das 35 Prozent-Ziel bis 2020 zu erreichen?

  • Wie viele Entlassungen bzw. unfreiwillige vorzeitige Pensionierungen aus betrieblichen Gründen wurden im Jahr 2017 in der Schweiz ausgesprochen? Haben Sie im letzten Jahr Mitarbeitende von einer unbefristeten Anstellung in eine befristete Anstellung versetzt und wenn ja weshalb wurde das gemacht und wie viele Stellen waren betroffen? Können Sie Ihren Mitarbeitenden und uns Aktionärinnen und Aktionären in Aussicht stellen, dass solche Restrukturierungs­übungen bald der Vergangenheit angehören werden?

  • Wann dürfen wir mit Ihrer Antwort zur erwähnten Actares-Umfrage zum Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflicht rechnen?

Besten Dank für Ihre Antworten und für Ihre Aufmerksamkeit.

(Votant: Fritz PETER, Arbeitsgruppe "Versicherungen" von Actares)