Votum von Actares an der Zurich-GV 2017

Grüezi mitenand, mein Name ist Fritz Peter, aus Hüntwangen.

Letztes Jahr habe ich hier als freiwillig vorzeitig pensionierter Zurich Mitarbeitender und Aktionär spontan einen Vorschlag gemacht zur Veränderung des Prozesses zur Bonusfestlegung für die Mitarbeitenden - heute spreche ich zu Ihnen als Mitglied von Actares, Actionnariat responsable, für eine Wirtschaft mit Verantwortung.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Wie sagen es die Angelsachsen doch so schön: credit where credit is due! In der Annahme, dass Sie, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, die Wahlvorschläge für den Verwaltungsrat heute gutheissen, werden fünf Frauen und sechs Männer in diesem Gremium Einsitz nehmen - also fast schon Geschlechterparität und absolut führend in Bezug auf Frauenvertretung im Verwaltungsrat im Vergleich zu anderen Unternehmen des Swiss Market Index. Das ist einen Applaus wert! Actares gratuliert dem Präsidenten und dem gesamten Verwaltungsrat zu dieser Pionierleistung - Zurich ist hier in der Tat eine Vorreiterin, eine Rolle auf die ich später noch zurückkomme.

Actares hatte letzte Woche, wie bereits in den Vorjahren, die Gelegenheit, im Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern von Zurich verschiedene Themen der verantwortungsvollen Geschäftsführung zu diskutieren - vielen Dank für diesen Gedankenaustausch. Dabei konnten wir feststellen, dass es durchaus eine Vielzahl von Projekten und Initiativen im Bereich der Corporate Responsibility gibt, die es verdienen würden, in der offiziellen Berichterstattung, also dem Geschäftsbericht, aufgeführt zu werden. Entsprechend ist Actares enttäuscht, dass dieser Thematik lediglich vier der über 300 Seiten dieser Publikation gewidmet sind - und wir stellen den Anspruch, dass der Corporate Responsibility ab dem Geschäftsbericht 2017 ein angemesseneres, höheres Gewicht zugesprochen wird. Separat gibt es zwar noch die CR-Highlights auf 16 locker bedruckten Seiten, immerhin. Aber diese Informationen gehören zwingend in den Geschäftsbericht.

Als Versicherungsgruppe hat Zurich bereits seit langer Zeit die Wichtigkeit der Klimathematik für die Gesellschaft als Ganzes und auch für Ihr Unternehmen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, erkannt. Seit einigen Jahren gibt es von Zurich vielfältige Aussagen, durchaus hoch gesetzte Ziele und auch Initiativen dazu. Allerdings muss Actares bemängeln, dass sich bisher nicht wirklich viel bewegt hat. Vieles bleibt wenig konkret, schwammig und unverbindlich. Zahlen und Fakten fehlen weitgehend. Das Feuer für dieses Thema scheint auf den obersten Führungsebenen nicht wirklich stark zu brennen.

Unter dem Stichwort "Verantwortungsbewusstes Investieren" wird ausgeführt, dass die sogenannten "Impact Investments" (inkl. Green Bonds) knapp 1.7 Mia. USD betragen - das ist weniger als 1% der Konzernanlagen - da sollte doch mehr möglich sein! Vorbildlich hat Zurich den sogenannten "Paris Pledge for Action" unterzeichnet und sich damit verpflichtet, sofort mit konkreten Schritten zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und zum 1,5-Grad-Ziel beizutragen. Leider wird aus der Berichterstattung nicht klar, mit welchen zusätzlichen Massnahmen und Initiativen hier welche konkreten Fortschritte erzielt werden könnten. Actares fordert Zurich auf, in Bezug auf das Klimaziel deutlich ehrgeiziger vorzugehen, verbindliche Zielvorgaben zu kommunizieren und in Zukunft konkreter über die erzielten Fortschritte Rechenschaft abzulegen.

Seit vielen Jahren wird von einer zunehmenden Vernetzung unserer Gesellschaft gesprochen. Verschiedenste Themenkreise sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Leider gelingt es sowohl der Politik wie auch der Wirtschaft zunehmend weniger, mit verantwortungsvollem, konsequentem Handeln das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Gerade in der Schweiz hat sich dies bei der letzten eidgenössischen Abstimmung wieder fast exemplarisch gezeigt. In seinem Einführungsreferat hat der Präsident diese Abstimmung ebenfalls angesprochen.

Auch über die Reform der Altersvorsorge werden wir abstimmen. Wirtschaftsvertreter fordern eine Erhöhung des Rentenalters. Um dies zu erreichen, müssten die Arbeitgeber bei den Mitarbeitenden das Vertrauen schaffen, dass sie auch im Alter weiterhin geschätzt und beschäftigt sein werden.

An diesem Vertrauen muss bereits heute gearbeitet werden! Leider ist Zurich hier wenig vorbildlich, müssen doch immer wieder Restrukturierungsübungen kommuniziert werden, mit Personalabbau durch Entlassungen und unfreiwillige vorzeitige Pensionierungen. Die Mitarbeiter-Fluktuationsrate ist 2016 von bereits hohen knapp 13% auf 16.5% gestiegen - meine Damen und Herren, was für ein Verlust an Wissen, Können und Engagement! Gerne nehme ich hier den zu Beginn erwähnten Begriff der Vorreiterin wieder auf. Zurich könnte diese Rolle auch in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit für ihre älteren Mitarbeitenden einnehmen, in dem Sie in Zukunft darauf verzichten, bei Mitarbeitenden mit langjähriger Betriebstreue Entlassungen oder unfreiwillige, vorzeitige Pensionierungen auszusprechen. Und wenn Sie dies den Mitarbeitenden noch aktiv kommunizieren, werden Sie eine Welle des Vertrauens erleben.

Vor den Fragen noch eine Bemerkung zu den Vergütungen: Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, Sie werden kaum überrascht sein, dass Actares hier nicht zustimmen kann - darüber ist schon viel gesagt und geschrieben worden, leider ohne dass sich wirklich etwas bewegt. Wir empfehlen Ihnen daher, bei den Traktanden 1.2, 5.1 und 5.2 - Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht 2016 und Genehmigung der Vergütung - mit Nein zu stimmen.

Zum Schluss die Fragen von Actares: Sehr geehrter Herr Präsident:

  • Sind Sie bereit, dem Thema Corporate Responsibility ab dem nächsten Geschäftsbericht signifikant mehr Platz einzuräumen und die Standards der Global Reporting Initiative (GRI) anzuwenden?
  • Was haben Sie seit der Pariser Klimakonferenz konkret unternommen - und was werden Sie in Zukunft zusätzlich tun, um mitzuhelfen, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen?
  • Sind Sie bereit, ernsthaft darüber nachzudenken, als Vorreiterin voranzugehen und darauf zu verzichten, bei Mitarbeitenden über 50 und mit langjähriger Treue zum Unternehmen betriebsbedingte Entlassungen und unfreiwillige vorzeitige Pensionierungen auszusprechen?

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Votant: Fritz PETER, Mitglied von Actares)