Arbeitsgruppen – unverzichtbare Kompetenzzentren

Die Arbeitsgruppen (AG) bilden das fachliche Kompetenzzentrum von Actares. Die AG-Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Auf den folgenden Seiten werden die Schwerpunkte der AG-Arbeit im Jahr 2020 kurz zusammengefasst.

Arbeitsgruppe Pharma
Die Konzernspitze von Novartis wurde mit kritischen Fragen konfrontiert: zu den Folgen von Patentrückzügen, zu möglichen Zwangslizenzen bei überteuerten Medikamenten und zur Zugänglichkeit von Heilmitteln in Schwellen- und Entwicklungsländern. Auch Lieferengpässe und die Verfügbarkeit von wichtigen Medikamenten über die globalen Lieferketten waren Thema – und nicht zuletzt die Tierversuche. Die Antworten, die wir erhielten, waren wie immer ausführlich und detailliert – und zur Frage der Preisbildung so unverbindlich wie eh und je.
Scharf kritisiert hat die AG, dass der Zugang zur Behandlung mit Zolgensma via Losverfahren bestimmt wurde. Auch die überteuerten Zukäufe von kleinen Firmen, die nur ein Medikament entwickelt haben, wurden beanstandet; stattdessen forderte Actares mehr Investitionen in die eigene Forschung. Auf die von Actares geäusserte Sorge, dass Novartis Medikamente und Grundstoffe zu 80 Prozent aus China bezieht, kam eine bemerkenswerte Antwort: Auch dem Konzern bereite diese Situation Sorgen.
Roche musste sich ebenfalls kritische Fragen gefallen lassen, etwa zum Zugang zu Herceptin in Südafrika, zu Preisen und Preisregulierungen, zur aus Actares-Sicht ungenügenden Klima-Berichterstattung und schliesslich zu Tierversuchen. Einige der Fragen formulierte die AG in Zusammenarbeit mit Public Eye. Die Antworten fielen dieses Jahr themenbezogener aus als früher. Dass die AG den entsprechenden Wunsch äusserte, hat offenbar gewirkt. Dennoch waren auch bei Roche die Reaktionen wenig aussagekräftig.
Die AG Pharma besteht zurzeit aus vier Mitgliedern.

Arbeitsgruppe Versicherungen
Zurich und die Swiss Re erhielten von der Arbeitsgruppe zwei Klimabriefe, die auch beantwortet wurden. Die Rückmeldungen waren meist aussagekräftig und positiv. Die Arbeitsgruppe ist überzeugt, dass die beiden Unternehmen die Fachkompetenz von Actares – insbesondere zur Klimafrage – anerkennen und würdigen. Ab März froren die Aktivitäten coronabedingt etwas ein. Gespräche mit den Vertreterinnen und Vertretern von Zurich und Swiss Re waren zwar geplant. Aber weil auch die Mitarbeitenden und Führungskräfte der Versicherungen sich mehrheitlich ins Homeoffice zurückzogen, war die Durchführung physischer Treffen erschwert. Seit Herbst ist die Arbeitsgruppe wieder aktiv, die Bemühungen um Gespräche laufen.
Mit Manuel Kunz konnte ein neues Mitglied gewonnen werden. Leider hat sich Roland Betschart wieder zurückgezogen. Aktuell besteht die Gruppe aus sechs Mitgliedern.

Arbeitsgruppe Banken
Die Schwerpunktthemen zu Credit Suisse waren in diesem Jahr Klima und Biodiversität. In beiden Bereichen hinkt die Bank im europäischen Vergleich hinterher, was mit der Aussage des Unternehmens, es entwickle sich zum grünen Finanzinstitut, in deutlichem Kontrast steht. Weiter wurden Themen wie Gender Diversity, Unternehmenskultur, der Mosambik-Kreditskandal sowie Cyber Security angesprochen.
Im Dialog mit UBS standen ebenfalls Klima und Biodiversität im Vordergrund. UBS hat zwar im vergangenen Jahr deutliche Fortschritte gemacht, gehört jedoch im europäischen Vergleich weiterhin zu den Banken, die massiv die Förderung von fossilen Brennstoffen finanzieren. Die Themen Gender Diversity, Governance und Cyber Security wurden ebenso aufgegriffen. Immerhin liess UBS an der per Livestream übertragenen GV die Fragen von Actares zu und beantwortete sie – wenn auch wenig aussagekräftig.
Die Arbeitsgruppe besteht aus fünf Mitgliedern und sucht Verstärkung im 2021.

Arbeitsgruppe Nestlé
Auch in der Arbeitsgruppe Nestlé war man enttäuscht über unbefriedigende Antworten auf die Anfang Jahr versendeten Briefe an die Adresse der Konzernverantwortlichen. Zusammen mit Solidar Suisse und Ethos wurden Gespräche geführt im Hinblick auf die Generalversammlung des Konzerns. Wichtigstes Thema waren die arbeitsrechtlichen Bedingungen auf den Palmöl-Plantagen in Malaysia. Die gute Medienpräsenz in den Tageszeitungen «Le Temps» und «Tribune de Genève», wo die Arbeitsgruppe als kompetente Ansprechpartnerin zitiert wurde, hat die AG-Mitglieder zusätzlich motiviert, am Ball zu bleiben.
Die Arbeitsgruppe hat im Januar 2020 Zuwachs bekommen: Mit der im Januar beigetretenen Sabrina Helle sind zurzeit acht Mitglieder aktiv.

Arbeitsgruppe LafargeHolcim
Die Arbeitsgruppe hat sich mit einem ganzen Strauss von Themen befasst: mit der hohen Vergütung der Geschäftsleitung, der Kinderarbeit in Uganda, Landenteignungen in Indonesien, Arbeitsunfällen, Belegschaftskonflikten und Beziehungen zu internationalen Gewerkschaften, Umweltemissionen, Wasserverbrauch oder der Terrorismusfinanzierung in Syrien. Auch die ökologischen Sanierungsprojekte von LafargeHolcim, insbesondere der Haller Park in Mombasa, wurden diskutiert. VR-Präsident Beat Hess wurde im persönlichen Gespräch mit der Kritik der AG konfrontiert. Im kommenden Jahr will sich die AG auf die Themen Umwelt, Klima, Forschung und Kreislaufwirtschaft fokussieren.
Es gibt viel zu tun, und die Arbeitsgruppe wünscht Verstärkung durch junge Kräfte. Zurzeit arbeitet sie mit fünf Mitgliedern.

Groupe de vote
Die Groupe de vote hat die von der Geschäftsstelle erarbeiteten 539 Abstimmungspositionen für die zwanzig SMI-Unternehmen geprüft, in einem guten Dutzend Einzelfällen weiterentwickelt und zur Publikation freigegeben.
Die Gruppe hat die Anträge der Verwaltungsräte, gestützt auf unsere Abstimmungskriterien, zu 50 Prozent zur Annahme empfohlen. Nur ein Vergütungsbericht – der von Swisscom – erfüllte unsere Erwartungen. Actares konnte den beantragten Vergütungen von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung in den meisten Fällen nicht zustimmen. Die Ausschüttungspolitik der Unternehmen wurde angesichts der COVID-19-Krise sorgfältig überprüft. Zehn von total dreissig Anträgen für Dividendenzahlungen oder Aktienrückkaufprogramme mussten angesichts der wirtschaftlichen Situation abgelehnt werden. Dagegen bedeutete der Bezug von Leistungen der Arbeitslosenversicherung wegen Kurzarbeit nicht automatisch eine Ablehnung des Dividendenantrags: Die Arbeitslosenversicherung wurde bis 2020 stets zu 90 Prozent von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden finanziert. Deshalb schien ein so begründetes Dividendenverbot in der GV-Saison 2020 nicht gerechtfertigt. Weil die Kurzarbeitsentschädigung aber seit Mitte 2020 eine rein staatlich finanzierte Leistung ist, muss die Position von Actares für die nächste GV-Saison überprüft werden.
Für die Groupe de vote arbeitet neben den beiden Gründungsmitgliedern Caroline Pirenne und Jean-François Rochat neu auch Rolf Kurath.

Groupe de réflexion
Die Reflexionsgruppe beschäftigt sich einerseits mit grundsätzlichen Fragestellungen, die sich aus der Arbeit von Actares ergeben. Andererseits unterstützt die Gruppe Vorstand und Geschäftsstelle bei der Weiterentwicklung und kontinuierlichen Anpassung der Abstimmungskriterien. Das Pandemiejahr 2020 warf dringliche neue Fragen auf: Ist es vertretbar, Kurzarbeitsentschädigung zu beziehen und gleichzeitig Dividenden auszuschütten? Sollen Unternehmen mitten in einer Wirtschaftskrise Aktienrückkäufe tätigen? Die Groupe de réflexion zählt zurzeit zehn Mitglieder.