Die nächste Front: Wirtschaft und Natur

Klimaschutz geht nicht ohne Natur, die Natur leidet ohne Klimaschutz. Actares berücksichtigt dies im Dialog mit Unternehmen. «Die Natur ist eine Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel, doch dieser bedroht die Natur.»



Die Natur stellt der Wirtschaft vielfältige Ressourcen bereit. Der Pharma- und der Parfümindustrie bietet
sie Zutaten und Inspiration für Medikamente und Duftstoffe. Bestäubende Insekten sind unverzichtbar für
die Landwirtschaft. Die Getränkeindustrie benötigt qualitativ hochstehendes Trinkwasser. Der Tourismus profitiert von Artenvielfalt und unberührten Landschaften. Böden mit gesundem Wurzelwerk schützen die gebaute Umgebung vor Überschwemmungen oder Erdrutschen und machen Kredit- und Versicherungsportfolios weniger riskant.

Die Natur ist auch eine wichtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel, weil sie – zu Land und zu Wasser – mehr als die Hälfte der globalen CO₂-Emissionen absorbiert und speichert. Die grössten terrestrischen CO₂-Senken sind die Wälder, die 30 Prozent der globalen Landfläche ausmachen. Die grössten Senken überhaupt sind die Ozeane. Sie enthalten Ökosysteme mit grosser Speicherkapazität: Mangroven- und Seegras-Habitate absorbieren im Vergleich zu Wäldern ein Mehrfaches an CO₂ pro Flächeneinheit.

Doch der Klimawandel bedroht die Natur, weil Luft und Gewässer sich erwärmen, Niederschlagsmuster sich verändern und die Ozeane übersäuern. Viele Arten verlieren dadurch ihre Lebensräume. Sinkt die Biodiversität, werden Ökosysteme weniger widerstandsfähig. Brechen gewisse Ökosysteme zusammen, wird der Atmosphäre weniger CO₂ entzogen. Es droht eine Rückkopplungsschleife, die den Klimawandel weiter beschleunigt.

Und – damit schliesst sich der Kreis zum Anfang dieses Artikels – wenn die natürlichen Ressourcen schwinden, schadet dies auch der Wirtschaft. Deshalb müssen auch Unternehmen zum Schutz und zur Stärkung von Natur und Biodiversität beitragen. Sie müssen ermitteln, ob und wo ihre Geschäftstätigkeit Schaden anrichtet, und Strategien entwickeln, um Schäden zu begrenzen und zu beheben.

Wie beim Klima braucht es globale Standards für die Beurteilung von Fortschritten und den Vergleich zwischen Unternehmen. Weil im Moment noch kein Standard breit umgesetzt wird, ist es für Actares zu früh, um konkrete Forderungen an Unternehmen zu stellen und diese in den Abstimmungskriterien zu verankern (wie beim Klimathema bereits geschehen) – aber in den nächsten zwei, drei Jahren dürfte eine Konsolidierung globaler Standards stattfinden.

Trotz momentaner Unklarheiten hat Actares den Dialog mit den Unternehmen im Swiss Market Index zum Thema Natur und Biodiversität aufgenommen. Actares hat kürzlich bei ihnen nachgefragt, wo sie bei der Erhebung naturbezogener Risiken stehen, ob sie Strategien und Ziele formuliert haben und ob sie diese von einer unabhängigen Stelle validieren lassen. Mehr zu den Ergebnissen dieser Umfrage in der nächsten Nummer des Actares-Bulletins.