Gemischt ist besser

Die Verwaltungsräte der grossen Schweizer Unternehmen sind weitgehend Männerclubs. ACTARES sieht zwei Nachteile darin: Das Aktionariat ist nicht angemessen vertreten, und der Blickwinkel bleibt zu eingeschränkt.

Bei jeder Neuwahl in einen Verwaltungsrat prüft ACTARES, welche Auswirkungen die Wahlvorschläge auf die Geschlechterverteilung haben. Verbessert sich diese nicht, werden die Bewerbungen des übervertretenen Geschlechts abgelehnt. Im Frühjahr 2012 schlug Holcim beispielsweise Prof. Wolfgang Reitzle als Nachfolger von Wolfgang Schürer vor, was den Frauenanteil im Verwaltungsrat bei 8,4 Prozent beliess (eine Frau unter zwölf Mitgliedern). Folglich lehnte ACTARES den Wahlvorschlag ab.

Gleichstellung und Diversität

Vorrangige Aufgabe eines Verwaltungsrat ist es, die Interessen des Aktionariats, das ihn wählt und das er vertritt, zu verteidigen. Folglich muss er selbst vielfältig sein. Eine ausgewogene Vertretung beider Geschlechter ist dabei nur ein Kriterium; weitere könnten sein: Altersgruppen, geografische Herkunft, Ausbildung, Erfahrungen und Kompetenzen. Wenn jedoch von vornherein die Hälfte der Menschheit nur marginal vertreten ist, dann ist das wichtigste Kriterium nicht erfüllt. Aus diesem Grund liegt dieses Thema ACTARES am Herzen.

Die Ziele von ACTARES

Die Leitung eines Unternehmens erfordert Flexibilität und pragmatisches Denken. Bei der Mann-Frau-Verteilung akzeptiert ACTARES eine grosse Bandbreite zwischen ein und zwei Drittel. Aber jedes Geschlecht muss durch mindestens drei Personen vertreten sein. Dieser Mindestwert ist wichtig, damit die Minderheit nicht auf eine Sprachrohr- oder gar Alibifunktion reduziert wird. Er soll gewährleisten, dass alle Mitglieder ihre persönlichen Kompetenzen voll einbringen können.

Sensibilität und Weitsicht

Nicht nur aus Gründen der Fairness sollte die Zusammensetzung eines Verwaltungsrats ausgewogen sein. Unterschiedliche Sensibilitäten und Erfahrungen erweitern und stärken das Blickfeld des obersten Organs eines Unternehmens. Seine Fähigkeit, Entwicklungen vorauszusehen, beginnt mit der Diskussion unterschiedlicher Ansichten. Nur so können folgenschwere strategische Fehler und unbedachte Risiken, wie wir sie aus den letzten Jahren kennen, vermieden werden.

Dies könnte auch bedeuten, dass Routine und eingespielte Abläufe gründlich überdacht und in Frage gestellt werden müssen. Aber schliesslich lässt man sich ja nicht in einen Verwaltungsrat wählen, um eine ruhige Kugel zu schieben.


«Männliche» und «weibliche» Leistungen

Steigert die Anwesenheit von Frauen in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung den Unternehmenserfolg? Der Investmentfonds «Valeurs féminines» der französischen Gesellschaft Conseil Plus Gestion lässt dies vermuten. Seit seiner Gründung im Jahr 2005 hat der Fonds fast 10 Prozent zugelegt, während der Referenzindex Eurostoxx 50 über 30 Prozent an Wert verlor.

Im Sommer 2012 veröffentlichte Credit Suisse die Studie «Gender Diversity and the Impact on Corporate Performance», deren Ergebnisse aufhorchen lassen: Auf die vergangenen sechs Jahre bezogen, lagen die Börsenkurse von Unternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat um 26 Prozent höher als die Notierungen vergleichbarer Gesellschaften ohne weibliche Verwaltungsratsmitglieder.

Doch Untersuchungen aus Norwegen, wo Verwaltungsräte seit 2003 mindestens 40 Prozent männliche bzw. weibliche Mitglieder aufweisen müssen, widersprechen diesen Ergebnissen.