Swiss Re ist mit Transparenz-Anspruch auf gutem Weg

Swiss Re wird ihrer Rolle als Vorzeigeunternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit gerecht – ist es vermessen zu erwarten, dass das Unternehmen auch bei den Vergütungen mit einer Mässigung Pionierarbeit leistet? Weiterhin untervertreten sind die Frauen im Verwaltungsrat.

Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung – gratuliert Swiss Re einmal mehr für die Nachhaltigkeitsleistung und für die transparente und ausführliche Berichterstattung. Erfreulich ist, dass nach dem Vorjahresverlust ein positives Resultat erzielt wurde, trotz weiterer, Corona-bedingter Verluste im Leben-Geschäft. Begrüssenswert ist auch das Vorhaben, dass das Unternehmen nicht mehr in neue Öl- und Gasfeldprojekte investiert, welche die Netto-null-Ziele verfehlen. Actares nimmt auch die Anpassung der Underwriting-Richtlinien positiv zur Kenntnis, die es erlauben, solchen klimaschädlichen Projekten die Deckung zu verweigern. Neben der Klimafrage misst Swiss Re bei der Nachhaltigkeit erfreulicherweise auch der Biodiversität eine grosse Bedeutung zu. Als Investorin wird transparent über die Ausübung der Stimmrechte und über den Dialog mit den Unternehmen berichtet. Positiv zu bewerten sind die Bezeichnung als ein «Top Employer» in der Schweiz und die vielbeachtete Publikation «Ökonomie des Klimawandels», die mithilft, die Welt widerstandsfähiger zu machen. Für künftige Generalversammlungen hofft Actares, dass Swiss Re bei «Say on Climate» zu den in dieser Beziehung führenden Unternehmen aufschliessen wird.

Zeit für freiwillige Mässigung

Trotz der Gefahr, immer wieder – leider bisher erfolglos – in die gleiche Kerbe zu schlagen: Die Vergütungen sind einfach zu hoch. Swiss Re könnte als führendes Schweizer Unternehmen vorangehen mit einer freiwilligen Mässigung. Ein solcher Schritt würde der Reputation des Unternehmens gut anstehen und die Kultur innerhalb der Schweizer Wirtschaft beeinflussen. Positiv zu vermerken ist die Transparenz zum Vergütungssystem, etwa über den Einfluss der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

Der Verwaltungsrat wird sich an der Generalversammlung formell verpflichten, den Frauenanteil innerhalb eines Jahres auf mindestens 30% zu erhöhen – wieso nicht bereits in diesem Jahr? Bezüglich Wiederwahl von Joachim Oechslin gibt es offene Fragen zum Fall Greensill und seiner früheren Rolle als Chief Risk Officer von Credit Suisse, die Gegenstand laufender interner Untersuchungen ist – Actares hofft, dass sich der Swiss Re-Verwaltungsrat aktiv mit dieser Personalie auseinandergesetzt hat, und empfiehlt hier eine Stimmenthaltung, bis die Verantwortlichkeiten geklärt sind. Die vorgeschlagene Amtszeitbeschränkung auf 12 Jahre ist zu begrüssen. Mit Augenzwinkern sei die Frage erlaubt, wieso die Einführung von Best Practice in dieser Frage erst bei der «passenden» personellen Konstellation erfolgt?

Zum Schluss nochmals eine positive Nachricht: Als eines von wenigen grossen Schweizer Unternehmen ermöglicht Swiss Re ihren Aktionärinnen und Aktionären die Partizipation über die reine Stimmabgabe hinaus mit einer virtuellen Live-Informationsveranstaltung im Anschluss an die Generalversammlung.