Votum von Actares an der Swiss Re-GV 2023

Grüezi mitenand, ich bin Fritz Peter, aus Winkel. Ich spreche für die Aktionärsvereinigung Actares, Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung. Actares erarbeitet unter anderem Abstimmungsempfehlungen und vertritt für seine Mitglieder Stimmrechte an Generalversammlungen. Wie Sie wohl alle auch, bin ich zufrieden, nach vier Jahren heute wieder hier zu sein.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, 

ich werde mich heute kurz fassen.

Es freut mich, Herr Ermotti, Sie zum ersten Mal als Verwaltungsratspräsident hier live auf der Bühne zu sehen - nach den Ereignissen der letzten Wochen wird das ja nur ein kurzes Intermezzo bleiben.

Allen Mitarbeitenden, der Konzernleitung und dem Verwaltungsrat von Swiss Re gebührt unsere Anerkennung für die Bereitschaft, etablierte Standards zur Zielerreichungsmessung in Bezug auf Klima zu erfüllen und bei der Erarbeitung neuer Richtlinien eine Führungsrolle zu übernehmen. Das wird sicherlich auch nach der Umstrukturierung von letzter Woche so bleiben.

Stichwort Umstrukturierung: vor etwas mehr als 25 Jahren wurde eine Leben-Division auf Stufe Konzernleitung gebildet - ich war damals im Führungsteam der früheren Abteilung Leben in Zürich und freute mich natürlich. Diese vermehrte Selbständigkeit wurde später dann wieder rückgängig gemacht, nur um jetzt wieder ‘aufzuleben’. Ziele seien einfachere Strukturen, Effizienzsteigerung und bessere Kundenbetreuung, der Group CEO verspricht eine stärkere Kundenorientierung - war das nicht in etwa die genau gleiche Wortwahl wie bei vorangegangenen Reorganisationen? Herr Mumenthaler, ich bin etwas enttäuscht - Sie sind Naturwissenschafter, haben aber jetzt doch zum unsäglichen Manager-Speak Zuflucht genommen, schade. Sind solche häufigen Veränderungen zielführend? Werden die Verunsicherung der Mitarbeitenden und die Beschäftigung mit Interna nicht den Fokus auf die Kunden mindestens vorderhand erschweren?

Nach den Turbulenzen der vergangenen vier Wochen steht Swiss Re als einzig übriggebliebener ‘Doyen’ am Finanzplatz da - eine Rolle, die eine besondere Verpflichtung mit sich bringt. Die höchste Vergütung liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich - notabene in einem Jahr mit einer Zielerreichung bei den Finanzzielen von gerade 34%. Damit ist man nicht bei den allergrössten Sündern, aber doch deutlich über dem verträglichen Bereich. Actares würde es sehr begrüssen, wenn Swiss Re hier mit gutem Beispiel vorangehen und zu den vernünftigen Vergütungen der Vergangenheit zurückkehren würde - auch damals konnten fähige Führungskräfte für dieses führende Unternehmen gewonnen werden.

Lassen Sie mich hier doch ein wenig ausholen - Sie kennen vielleicht die Geschichte von Tom Sawyer aus dem weltberühmten Roman von Mark Twain. Der Knabe musste einmal den Gartenzaun seiner Tante neu anmalen, was er nur ungern tat. Clever wie er war, überzeugte er seine Kumpels, wieviel Spass das mache, so dass sie ihn sogar dafür bezahlten, die Aufgabe übernehmen zu dürfen. So weit müssen Sie wohl nicht gehen, vielleicht auch nicht so weit wie es Professor Marc Chesney von der Uni Zürich fordert mit der Lohnobergrenze von einer Million. Aber wäre nicht die Idee des bekannten Ökonomen Beat Kappeler prüfenswert? - er schlägt eine negative Auktion unter den am besten qualifizierten Kandidierenden vor. Wäre es nicht schön, könnte Actares einmal den Anträgen zu den Vergütungen an der Generalversammlung zustimmen? - das würde uns sehr freuen! Auch dieses Jahr ist das aber leider nicht der Fall.

Sehr geehrter Herr Präsident, angesichts der besonderen Umstände verzichte ich auf unsere sonst üblichen drei Fragen. Actares wünscht Ihnen eine ‘sichere Hand’ bei der Integration der Credit Suisse in die neue, SEHR grosse UBS und hofft insbesondere, dass die vergangenen drei Jahre bei Swiss Re in Ihnen das Klimaschutz-Gen geweckt haben - in Ihrer Vergangenheit bei UBS war dieses noch wenig präsent und Actares musste stets mutigere Schritte zum Klimaschutz fordern.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Votant: Fritz Peter, Arbeitsgruppe Versicherungen)