Votum von Actares an der Swiss Re-GV 2018

Grüezi mitenand, mein Name ist Fritz Peter, aus Hüntwangen. Ich spreche für die Aktionärsvereinigung Actares, Actionnariat responsable, für eine Wirtschaft mit Verantwortung. Actares erarbeitet für seine Mitglieder Abstimmungsempfehlungen und vertritt deren Stimmrechte an den Generalversammlungen, so auch heute bei Swiss Re.

In seinem interessanten Interview mit der NZZ diesen Mittwoch war Herr Kielholz so freundlich und hat Actares namentlich erwähnt - vielen Dank dafür.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren 2017 war bekanntlich ein schwieriges Jahr für Swiss Re mit einer Häufung von Schäden aufgrund grosser Naturkatastrophen, was zu einem Ergebnisrückgang von gut 90 Prozent führte. Das ist allerdings nicht unbedingt ein Grund zur Sorge, sondern es unterstreicht die eigentliche Daseinsberechtigung unserer Gesellschaft. Im Aktionärsbrief und grad vorhin werden Sie, Herr Kielholz, in Bezug auf die historische Entwicklung der Schadenkonzentration geradezu prosaisch - Sie sprechen von einem fast biblischen Rhythmus von fünf bis sieben Jahren. Die hohe Sturmaktivität rufe die möglichen Folgen des Klimawandels in Erinnerung - wir lesen mit Freude und Erleichterung, dass Swiss Re sowohl mit ihren Versicherungslösungen als auch mit ihrer Anlagestrategie versuchen wird, ihren Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels zu leisten. Actares erwartet - und ist auch zuversichtlich - dass es nicht nur beim Versuch bleiben wird!

Wie in den Vorjahren hatte Actares im Vorfeld der Generalversammlung einige Fragen schriftlich an Swiss Re gestellt - herzlichen Dank für die ausführlichen Antworten mit vielen relevanten Informationen. Wir schätzen es, dass Swiss Re die Anliegen der Aktionärinnen und Aktionärsvertreter ernst nimmt.

Im vergangenen Jahr gab es einige Entwicklungen bei Swiss Re die Actares sehr gefreut haben, insbesondere die Aktivitäten und Initiativen zu verantwortungsvollem Anlegen und der teilweise Ausstieg aus Kohle. Dies sind bedeutende Schritte zur Stärkung der nachhaltigen Unternehmensführung und die führende Rolle, die Swiss Re seit jeher in dieser Beziehung innehat, wird gefestigt.

Sorgen hingegen machen uns Berichte von Kostensenkungen durch Entlassungen und dass ältere Mitarbeitende gar um ihren Job zittern! Gerne werden wir mit Swiss Re darüber das direkte Gespräch suchen.

Von 2010 bis 2016 wurde Swiss Re in sechs der sieben Jahre als Industry Leader im Dow Jones Sustainability Index ausgezeichnet - eine in der Tat bemerkens- und bewundernswerte Leistung! Vor einigen Tagen habe ich übrigens gelernt, dass ein ehemaliger Swiss Re Finanzanalyst zusammen mit Dow Jones diesen Index entwickelt hatte. Im Jahr 2017 hat Allianz, wie bereits 2013, unsere Gesellschaft vom Spitzenplatz verdrängt. Meine Damen und Herren, falls Sie vor ca. zwei Wochen auch an der Zurich Generalversammlung teilgenommen haben, erinnern Sie sich vielleicht, dass ich dort meine Hoffnung äusserte, dass der neue Zurich Präsident und vormalige Swiss Re CEO Michel Liès mit Zurich auch in diesen Kampf eingreifen werde - möge das ein nachhaltiges "race to the top" werden!

Falls Sie auch vor einem Jahr an der Swiss Re GV waren werden Sie sich allenfalls ebenfalls an die Kritik von Actares erinnern, dass bei damals drei Vakanzen im Verwaltungsrat keine Frau zur Zuwahl empfohlen wurde. Unser Präsident versicherte - ich zitiere hier aus dem vorbildlich detaillierten Protokoll der GV 2017 - dass Swiss Re sich weiterhin bemüht, auch Kandidatinnen zur Wahl vorzuschlagen. Diese Bemühungen waren erfolgreich, werden Ihnen heute doch zwei Frauen als neue Verwaltungsrätinnen vorgeschlagen. Da gleichzeitig zwei Frauen ausscheiden, wird der Frauenanteil im VR leider bei etwas unter einem Viertel verharren. Im Group Executive Committee ist eine einzige Frau vertreten und in der erweiterten Exekutive sind es nur gerade drei Frauen von 36 Mitgliedern - da besteht wahrlich noch grosser Handlungsbedarf! Im Eingangs erwähnten Brief an Swiss Re haben wir dieses Thema angeschnitten. In der Antwort anerkennt Swiss Re den Handlungsbedarf und zeigt sich bestrebt, die Situation nicht nur zu beobachten, sondern mit einer ganzen Reihe von gezielten Massnahmen aktiv zu verbessern - wir werden die weitere Entwicklung mit kritischem Interesse verfolgen.

Frauenförderung könnte sich - ich hatte es hier bereits letztes Jahr sanft angetönt - auch ganz oben auswirken. Herr Kielholz stellt sich bei Traktandum 5.1.1 für ein weiteres Jahr als Verwaltungsrat und Präsident zur Verfügung. Vor 20 Jahren wurde er erstmals zum Verwaltungsrat gewählt, den VR präsidiert er seit Mai 2009. Es hat in seiner Ära gute, aber auch weniger gute Zeiten für Swiss Re gegeben. Actares setzt sich zusammen mit weiteren Aktionärsvertretern für eine Amtszeitbeschränkung ein - eine Selbstbeschränkung ist einer statutarischen Regelung vorzuziehen. An der Zurich-GV vorletzte Woche hat Actares die gelungene Nachfolgeregelung im Präsidium unseres Nachbarn am Mythenquai gelobt - nach dem CFO, dem Finanzchef also, und der CRO, der Risikochefin, ist auch der neue Zurich Verwaltungsratspräsident ein Swiss Re Alumnus! Herr Präsident, hätten Sie nicht Lust, den Spiess mal umzudrehen? Ich hätte da sogar einen Namen für Sie, natürlich (Herr Kielholz wird jetzt hoffentlich trotz ernstem Thema etwas schmunzeln) einen Aktuar. Aber vielleicht dürfen wir nächstes Jahr auch eine Frau ins Präsidium wählen!

Von Zukunftsmusik zurück zur Aktualität - alle Jahre wieder, könnte man anmerken. Die Vergütungen von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sind weiterhin sehr hoch und verletzen etwa die Hälfte der Kriterien von Actares - entsprechend, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, empfiehlt Ihnen Actares die Ablehnung von allen Anträgen zu den Vergütungen.

Vor den Fragen noch eine Bemerkung zur Konzern­verantwortungs­initiative. Unternehmen, die den weltweiten Konsens bezüglich Menschenrechten und Umweltschutz missachten, sind ein Risiko für Anlegerinnen und Anleger. Actares unterstützt deshalb die Konzern­verantwortungs­initiative und hat Anfangs Jahr Swiss Re und 99 weitere Unternehmen zum Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflicht befragt. Besten Dank für die umfassenden Antworten, die wir von Swiss Re erhalten haben.

Zum Schluss die Fragen von Actares: Sehr geehrter Herr Präsident

  • Hat Swiss Re konkrete quantitative Ziele formuliert für die Frauenvertretung in den obersten Gremien in den nächsten Jahren?
  • Wie sieht der Verwaltungsrat die Problematik der Amtszeitbeschränkung? Ist eine Nachfolgeregelung im Präsidium bei Swiss Re auf dem Radar? Dürfen wir zu dieser Frage den Vizepräsidenten hören?
  • Können Sie den anwesenden Aktionärinnen und Aktionären die Position von Swiss Re zur Konzern­verantwortungs­initiative erläutern?

Besten Dank für Ihre Antworten und für Ihre Aufmerksamkeit.

(Votant: Fritz PETER, Mitglied von Actares)