Stimme der Klima­bewegung

Benedikt Oeschger, Student der Agrarwissenschaften ETHZ und Mitglied der Klimabewegung

Der aktuelle ESG-Boom stimmt mich positiv, denn er zielt in die richtige Richtung. Allerdings fällt er leider auch durch seine Undurchsichtigkeit auf. Durch den Wildwuchs an aberdutzenden von Ratings, deren Methoden und Berechnungsgrundlagen häufig im Dunkeln bleiben, werden viele Unternehmen grün- und einige Hemden weissgewaschen. Nicht nur in der Schweiz, wie das Beispiel rund um die ESG-Bewertung des gefallenen Wirecard-Konzerns durch die DWS Group zeigt, die zur Deutschen Bank gehört. Aufgrund solcher Missstände reicht eine Informationsoffenlegung durch die Publikation klassischer Geschäftszahlen nicht aus; wobei sich auch diese durch stille Reserven einfach beeinflussen lassen. Es braucht obligatorische, glaubwürdige und vergleichbare Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen. Das kommt besonders auch den Investorinnen und Anlegern zugute: Durch eine bessere Informationsgrundlage können in Zeiten des sich akzentuierenden Klimawandels sowohl die künftige Ertragsfähigkeit und Resilienz als auch die Ausfallrisiken der Investments besser eingeschätzt werden. Wenn Kapital den Weg zu nachhaltig agierenden Unternehmen und klimaschützenden Geschäftsmodellen besser und schneller findet, profitiert auch der globale Umwelt- und Klimaschutz. So wie es auch im Pariser Übereinkommen angedacht und festgeschrieben ist. Doch um dieses Ziel – effiziente Finanzflüsse und klimabewusste Investitionsentscheide – zu erreichen, ist mehr Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit und sozialer Standards definitiv unabdingbar.