Saison 2025
Sieben Unternehmen im Fokus: die Stimmen von Actares Die grossen Schweizer Unternehmen verfolgen äusserst unterschiedliche Ansätze in Bezug auf das Klima, die Nachhaltigkeit oder die Vergütungen der Führungsinstanzen. Actares hat sich in diesem Frühling an diversen Generalversammlungen Gehör verschafft.
Pierre Zwahlen, Vorstandsmitglied
Bemühungen transnationaler Schweizer Konzerne sind zwar vorhanden, aber noch weit davon entfernt, Früchte für das Klima und die nachhaltige Entwicklung zu tragen. Die in den letzten beiden Jahren in Kraft getretenen Verordnungen des Bundesrates verpflichten Aktiengesellschaften dazu, in einer nichtfinanziellen Berichterstattung über ihre Ergebnisse zu berichten. Actares steht mit sieben dieser Unternehmen in einem regelmässigen Dialog.
Nestlé: durchzogene Nachhaltigkeitsbilanz
Actares bedauert, dass es mehrere Skandale ohne zufriedenstellende Lösung gegeben hat, namentlich illegale Praktiken bei der Behandlung von Mineralwasser. Nestlé betont immer wieder, wie wichtig eine verantwortungsvolle Geschäftsführung ist. Dazu gehört das Bekenntnis zu wiederverwertbaren Verpackungen, zu gesunden Lebensmitteln oder zu einer fairen Bezahlung von Kleinbauern. An der Generalversammlung brachte die Sprecherin von Actares konkrete Beispiele vor, um die Ernsthaftigkeit dieser Bekenntnisse zu überprüfen. Die Arbeitsgruppe von Actares will basierend auf den erhaltenen Antworten in einem Gespräch mit der Geschäftsleitung verschiedene Punkte vertiefen.
Actares hat den Instanzen des multinationalen Konzerns jedoch die Entlastung verweigert und auch den Nachhaltigkeitsbericht, die Vergütungen und die Wahl des CEO in den Verwaltungsrat abgelehnt. Es sei jedoch auf die interessante Klimastrategie von Nestlé hingewiesen, deren Netto-null-Ziel und die Zwischenziele Nestlé extern hat validieren lassen. Das Unternehmen kommuniziert zudem transparent über die Emissionen und die Reduktionsfortschritte in verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette. Es setzt nun auf regenerative Landwirtschaft, um Wasser, Böden und Biodiversität zu schützen.
Novartis: extrem hohe Löhne
Der Pharmakonzern hat im vergangenen Jahr gut gewirtschaftet, hält die Compliance-Vorgaben ein und hat echte Fortschritte beim Klimaschutz erzielt. Die extrem hohen Löhne der Topmanager (190-mal höher als der Lohn qualifizierter Produktionsmitarbeitender!) sind jedoch besorgniserregend – sowohl für den sozialen Frieden innerhalb des Unternehmens als auch für dessen Image nach aussen. Actares erwartet von Novartis eine nachhaltige und ethische Geschäftsführung und hat alle Anträge zu den Vergütungen abgelehnt.
Actares begrüsst jedoch die Entwicklung in der Klimapolitik. So will Novartis bereits bis 2040 netto null Treibhausgasemissionen erreichen und legt offen, wie viel das kostet. Allerdings müsste die Versammlung über den Bericht über nichtfinanzielle Belange verbindlich abstimmen können – wie dies der Bundesrat in seinem jüngsten Bericht empfiehlt.
Sandoz: eingeschränkte Aktionärsrechte
Sandoz ist auf Generika und Biosimilars spezialisiert und konnte im ersten Geschäftsjahr Vertrauen aufbauen. Erfreulich ist, dass der Nachhaltigkeitsbericht seit dem letzten Jahr verbessert wurde. Eine validierte Roadmap für eine CO2-Bilanz von netto null wird Anfang 2026 erwartet. Actares ist vor einigen Monaten in einen Dialog mit Sandoz getreten, in dem es um Nachhaltigkeit geht: unter anderem um Süsswassermanagement, die Umweltverträglichkeit der Produktion und die globale Verfügbarkeit von Antibiotika.
Actares hat den Vergütungsbericht 2024 und den Vergütungsplan 2026 abgelehnt, da sie die Kriterien des Vereins bei Weitem überschreiten. Ebenso erteilte Actares der Erweiterung des Kapitalbands und der Schaffung von bedingtem Kapital eine Abfuhr. Denn damit könnten Vergütungspläne finanziert und die Aktionärsrechte de facto verwässert werden. Das Unternehmen liess Actares ein Schreiben zukommen, um auf die geäusserten Vorbehalte einzugehen, seine eigenen Argumente darzulegen und dem Verein für seine konstruktiven Beiträge zu danken.
Swiss Re: solide Klimastrategie
Die Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re macht regelmässig Fortschritte, indem sie den Stand ihrer Treibhausgasemissionen sowie ihre Reduktionsziele für ihren Betrieb, aber auch für ihre Investitionen veröffentlicht. Sie verpflichtet sich, ihre Ziele von der Science Based Targets Initiative validieren zu lassen, sobald diese ihren neuen Standard für Finanzinstitute bekannt gegeben hat. Actares wird ein Auge darauf haben und konnte dem Nachhaltigkeitsbericht, der eine zufriedenstellende Transparenz aufweist, zustimmen. Ausserdem forderte Actares, dass in Zukunft eine verbindliche Abstimmung erfolgt. Allerdings möchte Actares mehr über das Öl- und Gasgeschäft, den Klimadialog mit den Kunden und allfällige Abbrüche von Geschäftsbeziehungen sowie über versicherte Risiken bei klimabedingten Katastrophen erfahren.
Actares lehnte alle Anträge zu Vergütungen ab, die über die festgelegten Richtlinien hinausgingen und sprach sich gegen die Wiederwahl der amtierenden Mitglieder des Vergütungsausschusses aus. Dagegen wurden die Wahlen in den Verwaltungsrat und die Verlängerung des Kapitalbands um zwei Jahre genehmigt.
Zurich Insurance Group: exzessive Vergütungen
Actares bedauert, dass der Nachhaltigkeitsbericht nur einer konsultativen Abstimmung unterzogen wurde, und lehnte die nichtfinanzielle Berichterstattung wegen einer unzureichenden Klimastrategie ab. Der Netto-null-Fahrplan wurde nicht unabhängig validiert und berücksichtigt versicherungsbezogene Emissionen nur bei den grössten Kunden. Zurich hat ihre Versicherungspolitik für den Transport, die Lagerung oder die Verarbeitung von Öl und Gas oder für unkonventionelle Rohstoffgewinnung wie Schiefergasförderung und Tiefseebohrung noch immer nicht geklärt.
Actares hat alle Anträge zu den Vergütungen abgelehnt, insbesondere wegen der variablen Anteile, die sich auf bis zu drei Viertel der Beträge belaufen (gemäss den Kriterien des Vereins nicht mehr als die Hälfte).
UBS: schwache Klimastrategie
Actares hat an der Generalversammlung den Nachhaltigkeitsbericht und die Erteilung der Entlastung abgelehnt. Ohne externe Validierung berücksichtigt die Reduzierung der Treibhausgasemissionen von UBS nur den eigenen Betrieb der Bank – ein verschwindend geringer Teil der Gesamtemissionen –, ohne Berücksichtigung von Zulieferern, Investitionen in das Asset Management oder Kapitalmarktaktivitäten.
Actares hat zudem alle Anträge zu den Vergütungen abgelehnt, sowohl wegen des zu hohen variablen Anteils als auch wegen der astronomischen absoluten Höhe der Vergütungen. Des Weiteren sagte Actares Nein zu den Anträgen auf eine Kapitalreduktion und zu einem neuen Aktienrückkaufprogramm, während die Höhe des Eigenkapitals der UBS heftig diskutiert wird.
Holcim: Abspaltung des Nordamerikageschäfts
Das Unternehmen verfügt über eine klar definierte Klimastrategie: Die Anteile der wichtigsten Emissionsquellen werden aufgeschlüsselt und die Beiträge der verschiedenen Hebel zur Erreichung der CO2-Neutralität quantifiziert. Noch nicht abschliessend beantworten lässt sich die Frage, ob Holcim die notwendigen technologischen Innovationen umsetzen kann, um die Reduktionsziele zu erreichen. Actares hat den separaten Klimabericht und den Bericht über nichtfinanzielle Belange genehmigt und fordert künftig eine bindende Abstimmung.
Actares hat die Abspaltung des Nordamerikageschäfts unterstützt: Das neue Unternehmen Amrize wird besser auf die Erwartungen des nordamerikanischen Marktes reagieren können. Der Verein fordert jedoch, dass die ebenfalls in der Schweiz kotierte Amrize die Klimaschutzambitionen von Holcim übernimmt, indem sie von einer externen Agentur bestätigte Zwischenziele für die Reduktion einbezieht. In dieser Hinsicht betreibt Holcim in Nordamerika heute zu wenige Projekte zur Abscheidung und Speicherung von CO2. Actares hat sämtliche Anträge zu Vergütungsthemen abgelehnt, ebenso die Wiederwahl der amtierenden Mitglieder des Vergütungsausschusses. Actares hat die übrigen Anträge angenommen, darunter die Wahlen in den Verwaltungsrat und die Verlängerung des Kapitalbands um zwei Jahre.
Bei verschiedenen Unternehmen musste Actares Kandidaturen für den Verwaltungsrat aufgrund von Ämterkumulierungen ablehnen. Actares wird auf die meisten dieser Punkte im Austausch mit den Verantwortlichen und an den Generalversammlungen im nächsten Jahr zurückkommen.