Gute Gründe zur Ablehnung von Jahresberichten

Actares ist es seit der Gründung ein Anliegen, dass die verschiedenen Anspruchsgruppen eines Unternehmens berücksichtigt werden, wenn es um die Auswirkungen seiner Tätigkeit und die Gewinnverteilung geht. Alle nicht finanziellen Faktoren sollen in einem «Environment Social Governance»-Bericht (ESG) behandelt werden, der Bestandteil des zur Abstimmung vorgelegten Jahresberichts ist.

Gemäss Obligationenrecht muss jede Gesellschaft ihrer Generalversammlung einen Geschäftsbericht vorlegen und ihn vom Aktionariat genehmigen lassen. Actares erwartet dabei auch eine Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Umwelt, Soziales und Unternehmensführung
Mit Blick auf die Umwelt sind Themen wie Abfallbewirtschaftung, Reduktion der Treibhausgasemissionen und Vermeiden von Umweltrisiken zu berücksichtigen.

Im Bereich Soziales geht es um Themen wie Unfallprävention, Ausbildung des Personals, Achtung der Arbeitnehmerrechte, Kinderarbeit, die Zulieferkette und den Dialog mit den Anspruchsgruppen (Aktionariat, Mitarbeitende, Produktnutzende, Kunden, öffentliche Institutionen oder Bevölkerungsgruppen, die von der Tätigkeit des Unternehmens betroffen sind).

Beim Kriterium Unternehmensführung stehen vor allem die Unabhängigkeit des Verwaltungsrats, die Führungsstruktur und das Vorhandensein eines Prüfungsausschusses im Vordergrund. Actares lehnt einen Jahresbericht ab, wenn die enthaltenen ESG-Faktoren ungenügend sind oder wenn ein separater ESG-Bericht nicht mindestens 25 Tage vor der Generalversammlung (GV) veröffentlicht wird, damit Zeit bleibt, den Bericht zu studieren und dem Verwaltungsrat dazu Fragen zu stellen. Diese Elemente werden von verschiedenen Organisationen detailliert analysiert und bewertet. Für Actares ist der ESG-Bericht besonders wichtig, da die meisten an der GV gestellten Fragen – insbesondere von Actares – Themen betreffen, die dort behandelt werden. Ist die ESG-Situation insgesamt unbefriedigend, wird der Jahresbericht nicht genehmigt.

Sorgfaltspflicht und Decharge
Die vier Dimensionen an denen Actares die Performance eines Unternehmens misst, beschränken sich nicht nur auf die Wertung des Jahresberichts, sondern beeinflussen auch weitere Abstimmungen an einer Generalversammlung. Actares lehnt die Decharge der Organe ab, falls das Unternehmen im Berichtsjahr eine unzureichende ESG-Performance ausweist oder wenn es auf gewichtige Art den rechtlichen Rahmen oder ethische Richtlinien verletzt hat (Verurteilungen, Korruption usw.).

GV-Saison 2018
Der Geschäftsbericht von LafargeHolcim wurde abgelehnt, da der ESG-Index ungenügend ausfiel. Dass dem so ist, hängt mit dem Verhalten des Managements zusammen, das in Syrien Schutzgelder an die Terrormiliz IS gezahlt hat, um die Geschäftstätigkeit trotz der Konfliktsituation fortsetzen zu können. Ausserdem liegen Berichte zu Kinderarbeit in ugandischen Kiesgruben vor.

Nach Gerüchten über illegale Zahlungen an Ärzte in Griechenland und dem Selbstmordversuch einer Führungskraft von Novartis in Athen richteten Griechenland und das FBI 2018 ein Rechtshilfeersuchen an die Schweiz. Sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, wäre Novartis mit einem der grössten und teuersten Verfahren seit der Unternehmensgründung im Jahr 1996 konfrontiert. Dem Verwaltungsrat von Novartis wurde deshalb die Entlastung verweigert.

Actares Abstimmungskriterien