Votum von Actares an der Novartis-GV 2025
Votum zum Traktandum 1, Abstimmungen über die finanzielle und nichtfinanzielle Berichterstattung für das Geschäftsjahr 2024
Rolf Kurath, Präsident des Vereins Actares. Wir engagieren uns für eine nachhaltige Wirtschaft und vertreten Privatpersonen aus der ganzen Schweiz.
Novartis hat auch im letzten Geschäftsjahr gut gewirtschaftet. Zudem machen Sie bemerkenswerte Fortschritte bei der Klimapolitik. Gratulation!
Actares sieht in drei Bereichen Handlungsbedarf:
- Mehr Europa
- Risiko Russland
- Nichtfinanzielle Berichterstattung
1) Gestern sagte uns Herr Dr. Reinhardt via NZZ: «In den USA liegen wir beim CEO-Lohn im unteren Bereich.» Stimmt, und vergütungstechnisch ist dieses Salär korrekt. Aber ist das richtig so? Actares meint Nein, aus diesen drei Gründen:
- Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Wert eines Unternehmens und den Gehältern des Managements. Dazu finden Sie weltweit keine Studie.
- Der CEO ist nur so viel wert ist wie seine Belegschaft. Extreme Boni verstossen gegen die Lohngerechtigkeit und sind ein Risiko für den sozialen Frieden im Unternehmen.
- Lohnexzesse belasten die Beziehungen mit der Bevölkerung vor Ort und den Stimmberechtigten im Land. Die Stimmberechtigten brauchen wir, um die Abstimmung über die Bilateralen III zu gewinnen. Denn ohne Personenfreizügigkeit hätte die Novartis Forschung und Entwicklung keinen Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt.
Deshalb erwarten wir bei den Vergütungen künftig mehr europäische Sozialpartnerschaft und weniger Orientierung an Vorbildern aus den USA.
2) Zum andern geopolitischen Risiko: Die Russische Föderation ist mit 1,2% Umsatz ein kleiner Markt. Sie versorgen ihn mit unentbehrlichen Arzneimitteln und haben Investitionen und Werbung ausgesetzt. In Russland arbeiten 1'000 Mitarbeitende für Novartis.
Gemäss der Kyiv School of Economics ist das Klima gegenüber ausländischen Unternehmen feindselig. Im Januar hat Russland die Steuern erhöht. Es drohen Massnahmen zur Beschlagnahmung von Infrastruktur und Immobilien. Ausländische Firmen werden aufgefordert, bei der Rekrutierung von Personal für die Armee zu helfen und Ressourcen für den Krieg bereitzustellen, wenn dies vom Staat verlangt wird.
Frage: Wie wird im Rahmen der operativen Tätigkeit sichergestellt, dass die Menschenrechtsstandards und das humanitäre Völkerrecht eingehalten werden?
3) Zum letzten Impuls, Traktandum 1.2, Konsultativabstimmung über den Bericht über nichtfinanzielle Belange: Actares begrüsst die positive Entwicklung im Bereich nachhaltiges Wirtschaften. Leider gibt es einen grösseren Mangel bei der Abstimmung über den Bericht nichtfinanzielle Belange: Der Bundesrat hat in seinem Bericht vom 26.6.2024 festgestellt, dass darüber bindend abgestimmt werden muss. Die konsultative Abstimmung hat nicht die gleiche Qualität wie eine verbindliche Abstimmung. Wir verstehen nicht, weshalb sich Novartis hier nicht an die Regeln hält.
(Votant: Rolf Kurath, Präsident von Actares)