Kulturwandel bei Nestlé?

Die verschiedenen Vorstösse von ACTARES und anderen Aktionärinnen und Aktionären bei Nestlé scheinen ihre ersten Früchte zu tragen. Offenbar hat Verwaltungsratspräsident und CEO Peter Brabeck aus der massiven Kritik an der Generalversammlung 2005 Konsequenzen gezogen. Alle registrierten Aktionärinnen und Aktionäre haben einen Fragebogen mit fünf Fragen zur Statutenrevision erhalten.

Dieser Vorstoss ist zu begrüssen, markiert er doch den Beginn eines möglichen Kulturwandels bei Nestlé. Deshalb haben wir allen Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, diese Gelegenheit zu nutzen und den Fragebogen zurückzusenden. Die von ACTARES empfohlenen Antworten wurden auf unserer Website veröffentlicht und an alle Mitglieder, deren E-Mail-Adresse bekannt ist, elektronisch verschickt.

Leider wird der an sich lobenswerte Vorstoss von Nestlé durch mehrere Misstöne getrübt:

  • Der Versand erfolgte um den 8. August herum, die Einsendefrist lief bis zum 26. August. Wegen der Ferienzeit verpassten wahrscheinlich viele private Aktionärinnen und Aktionäre den Termin; die institutionellen Investoren waren im Vorteil.
  • Die interessantesten Themen fehlten: Zum Doppelmandat (Präsident und CEO) und zur Höhe des Kapitals, das benötigt wird, um einen Antrag auf die Traktandenliste der Generalversammlung setzen zu können, konnte keine Stellung genommen werden.
  • Die Fragen waren zu eng formuliert. Zum Beispiel konnte bei der Frage der qualifizierten Mehrheiten nur "keine Änderung", "keine Meinung" oder "Artikel aufheben" angekreuzt werden. Eine Herabsetzung der Quoren auf ein sinnvolles Mass stand nicht zur Diskussion.
  • Gar nicht zum erhofften neuen Stil passt, dass die Resultate der Umfrage nicht veröffentlicht werden, sondern in die Kommunikation der Firma einfliessen sollen.

Gemäss neuesten Meldungen soll Nestlé zwar tatsächlich Statutenänderungen vorsehen, doch bleibt das Unternehmen in der Frage des Quorums hart. Und Peter Brabeck hat angekündigt, dass das Doppelmandat vier bis fünf Jahre dauern wird statt der versprochenen zwei bis drei. Teilweise gute Aussichten – aber es ist unumgänglich, dass wir dran bleiben.