Nestlé: Vom Saulus zum Paulus?

Nestlé gehört zu den grössten Verbrauchern von Plastikverpackungen. Jetzt möchte das Unternehmen Teil der Lösung werden. Doch es gibt Zweifel, ob die Strategie stimmt.

Unter der Leitung der Organisation Break Free From Plastic haben letztes Jahr 10 000 Freiwillige in 42 Ländern angeschwemmtes Plastik gesammelt. Die über 187 000 gesammelten Stücke wurden katalogisiert und einzelnen Unternehmen zugeordnet. Das Resultat: Nestlé gehört mit Coca-Cola und PepsiCo zu den Top-Drei-Verschmutzern, die zusammen für 14 Prozent des gefundenen Plastiks verantwortlich sind. Gemäss Reuters hat Nestlé 2018 Plastikverpackungen im Umfang von 1,7 Millionen Tonnen verbraucht. Vieles davon endet offenbar irgendwann im Meer.

Dabei hat Nestlé sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ausschliesslich wiederverwendbare oder rezyklierbare Verpackungen zu benutzen. Im Dezember 2018 kündete das Unternehmen die Gründung eines Nestlé Institute of Packaging Sciences an, das «funktionelle, sichere und umweltfreundliche» Verpackungen entwickeln soll. Als mögliche Forschungsthemen nennt Nestlé «rezyklierbare, biologisch abbaubare oder kompostierbare Polymere, funktionales Papier sowie neue Verpackungskonzepte und -technologien zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen». Das in Lausanne ansässige Institut soll etwa 50 Personen beschäftigen und mit Partnern, Lieferanten und Start-ups zusammenarbeiten.

Sind neue Verpackungen die Lösung?
An der Generalversammlung von Nestlé hat Actares nachgehakt und mehr Details zu diesem Institut verlangt, doch die Antworten blieben vage. Sicher ist, dass es gut hinzuschauen gilt. Kritische Stimmen warnen zum Beispiel davor, nur auf neuartige Verpackungen zu setzen. Gemäss Greenpeace wird zurzeit nur 14 Prozent des Plastiks wiederverwertet – auch rezyklierbares Plastik landet oft im Meer. Womit wir wieder beim Ausgangsproblem wären.