Medienmitteilungen

Nestlé: Auf Imageschäden achten

Actares nimmt Nestlés Besorgnis über die Ukraine zur Kenntnis, ist aber besorgt über den Imageschaden, den einige Positionen der Firma verursachen könnten.

Die gestrige Generalversammlung von Nestlé hat erneut ohne die Präsenz der Aktionärinnen und Aktionäre stattgefunden und ohne die Möglichkeit, Fragen direkt zu stellen, um gehört zu werden. Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für mehr Konzernverantwortung – hatte sich bereits letztes Jahr gegen dieses Vorgehen gewehrt und auch diesmal dagegen protestiert. Paul Bulcke, der Verwaltungsratspräsident von Nestlé, hatte jedoch versprochen, dass «alle relevanten Fragen vor der Generalversammlung behandelt und die wichtigsten Punkte in den Reden des Präsidenten und des Delegierten des Verwaltungsrats (CEO) thematisiert» würden.

Actares hat Nestlé geschrieben und Antwort erhalten. Die von Actares vorgebrachten Punkte wurden in der Rede von CEO Mark Schneider erwähnt, wenn auch nur ganz allgemein. So wurde die Besorgnis zum internen Bericht, der von der Financial Times(31.5.2021) enthüllt und von anderen Medien ebenfalls verbreitet wurde, nämlich, «dass über 60 Prozent der Lebensmittel und Getränke für die Allgemeinheit keiner ‹anerkannten Definition der Gesundheit› entsprechen», mit der Antwort quittiert, dass «weniger als 30 Prozent unserer Produkte – und nicht 60 Prozent – als ‹Genussmittel› eingestuft werden, wie zum Beispiel Glacé oder Schokolade». Schneider hat Actares an der Generalversammlung versichert, dass Nestlé beabsichtige, seine Produkte neu zu konzipieren.

Ein zweiter Punkt betraf die Intervention von Nestlé bei den Bundesbehörden, die von der Sendung Temps présent, «Malbouffe, le côté obscur de l’industrie alimentaire» (Junkfood, die dunkle Seite der Lebensmittelindustrie) vom 20. Januar 2022, zutage gefördert wurde. Es handelte sich darum, dass in Mexiko die Einführung von Warnhinweisen, dass ein zu hoher Konsum von Erfrischungsgetränken gesundheitsschädlich sein kann, verhindert werden sollte. Schneider betonte in seiner Intervention die Wichtigkeit der Verpackungshinweise, damit die Konsumentinnen und Konsumenten in der Lage seien, hinsichtlich Nährstoffzufuhr «fundierte Entscheidungen» zu treffen. Mexiko, wo Übergewicht grassiert, kann sich also über diese Aussage freuen.

Mark Schneider bekräftigte an der GV, dass Nestlé auf der Seite der ukrainischen Bevölkerung stehe, und dass Nestlé seine Tätigkeit in Russland auf Grundversorgungsartikel beschränkt habe. Dies sind natürlich gute Nachrichten. Actares fragt sich aber schon, weshalb Kitkat und Nesquik, die erst am 23. März vom Markt genommen wurden, also nach dem Aufruf des ukrainischen Präsidenten Selenski (19.3.) und auch nach der Medienmitteilung von Actares (21.3.), bisher offenbar als Grundversorgungsartikel galten.

Die Bestrebungen und die Erfolge, die Nestlé insbesondere im Bereich Umweltschutz geleistet bzw. erzielt hat, sind unbestritten und auch zu begrüssen. Doch in Bezug auf die Imageschäden, die einige Positionen des Unternehmens aus Vevey bewirken könnten, ist Skepsis angebracht.