Meinung: Banking fürs Gemeinwohl

Der Finanzsektor muss Wohlstand ermöglichen – und zwar für eine möglichst breite Bevölkerungsschicht. Verantwortungsvolles Banking be­rücksichtigt alle Risiken, auch die sozialen, und dient nicht der Renditemaximierung von Bankern.

Michael Diaz, Leiter Anlegen und Mitglied der Geschäftsleitung der Alternativen Bank Schweiz

Die Einsicht, dass Banking der Allgemeinheit dienen soll, setzt sich immer mehr durch. Der Zürcher Professor Josef Falkinger hat dies schon vor 10 Jahren am Finanzethikon-Kongress aufgezeigt. Und an einer kürzlichen Veranstaltung der Plattform tsüri.ch zu Geld und Nachhaltigkeit waren sich die anwesenden Expertinnen und Experten einig: «Weg von der Rendite hin zum Gemeinwohl.»

Obwohl die Gesetzgebung schon viel erreicht hat, ist die Gemeinwohl-Orientierung im Banking noch keineswegs «mainstream». Das aktuelle Beispiel einer Schweizer Grossbank macht dies deutlich: Der kumulierte Reingewinn über fast zwei Jahrzehnte erreicht nur knapp ein Sechstel der ausbezahlten Löhne und Boni. Der Aktienkurs ist im gleichen Zeitraum um über 80 % gesunken.

Kann verantwortungsvolles Banking wirtschaftlich funktionieren? Die Alternative Bank Schweiz (ABS) versucht, dafür ein Modell zu sein. 

Die ABS betreibt seit über 30 Jahren wertebasiertes Banking und stellt Ethik vor Profit. Die ABS orientiert sich freiwillig konsequent an ethischen Grundsätzen (sozial, ökologisch und transparent). Das Modell funktioniert, weil Träger- und Kundschaft dahinterstehen und den Fokus auf Wirkung in der Realwirtschaft stützen. So kann die ABS bei Anlagen wie Krediten strikte Ausschlusskriterien einhalten. Die ABS reflektiert auch aktiv ethische Fragen. Sie hat seit 15 Jahren eine Ethikkontrollstelle und zusammen mit dem Verein CRIC (Corporate Responsibility Inferface Center) hat sie die Studie «Gut oder Börse?» herausgegeben. Fazit: Drei Faktoren begünstigen, dass das System einzelne bevorteilt. 1. Negative externe Effekte wie z.B. die Luftverschmutzung oder unfaire Löhne werden nicht eingerechnet. Das ermöglicht höhere Gewinne zulasten der Gesellschaft. 2. Information und Transparenz über soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen unternehmerischen Handelns sind unvollständig. 3. Die Folgen von Spekulation treffen viele Unbeteiligte, das hat nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt.

Was braucht es für ein Banking, das sich am Gemeinwohl orientiert? Nicht nur bessere Informationen und Transparenz über Unternehmen und die Berücksichtigung negativer sozialer und ökologischer Effekte. Je mehr Investorinnen und Investoren ihr Stimmrecht wahrnehmen und im Dialog Unternehmen zu Nachhaltigkeit und Gemeinwohl anhalten, desto eher wird sich Banking ums Gemeinwohl kümmern müssen. Sie können zudem mit ihrem Investitionsverhalten und als Kundinnen und Kunden auf den Aktienkurs börsenkotierter Banken wirken.