Votum von Actares an der Holcim GV: Freude am Zement, Freude am Beton?

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren des Verwaltungsrates, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

Mein Name ist Frank van Pernis, wohnhaft in Bassersdorf, Mitglied von Actares, einer Organisation von Aktionärinnen und Aktionären für mehr Konzernverantwortung. Ich spreche in meinem Namen und im Namen der Aktionäre, die Actares beauftragt haben, sie an der Generalversammlung von Holcim zu vertreten.

Es freut Actares sehr, nach dreijähriger Pause wieder an der physischen Generalversammlung von Holcim teilnehmen zu können. Actares möchte auch die Gelegenheit nicht verpassen, Herrn Hess für den wertvollen mehrjährigen Dialog mit Actares und sein offenes Ohr für unsere Anliegen zu danken. Wir hoffe sehr, dass dieser Dialog in den nächsten Jahren weitergeführt werden kann, sowohl mit Herrn Jenisch wie ab 2024 mit dem noch zu bestimmenden Nachfolger oder der Nachfolgerin als CEO. Eine Doppelfunktion als Präsident und CEO ist aus der Sicht von Actares grundsätzlich unerwünscht, weil die Gefahr besteht, dass die Kontrolle der Geschäftsleitung durch den Vorstand nicht gewährleistet ist. Actares stimmt der Wahl von Herrn Jenisch ins Präsidium trotzdem zu, weil das Unternehmen verspricht, die CEO-Nachfolge innerhalb eines Jahres aufzugleisen.

Bezüglich des Klimas und der Umwelt stellt Actares fest, dass Holcim eine Doppelstrategie verfolgt: Einerseits verringert der Verkauf von Zementwerken in Indien, Indonesien, Brasilien den Anteil vom Zement am Umsatz der Gruppe. Damit bleibt das globale CO2-Problem jedoch ungelöst, und die Verantwortung wird auf die neuen Eigentümer abgeschoben.

Andererseits entwickelt Holcim neue Zementprodukte die weniger CO2-lastig sind und verlagert durch Firmenzukäufe das Produktsortiment in Richtung Baumaterial und Ausbau, Tätigkeiten, die höhere Bruttomargen erlauben und die Umwelt weniger belasten. Das Recycling von Beton soll entwickelt werden, was für die Umwelt ein Plus bedeutet. Auch die Projekte auf dem Gebiet von Carbon Capture verdienen Unterstützung, damit sich Holcim vom Ablasshandel mit CO2-Zertifikaten fernhalten kann. Dieser Massnahmenkatalog ist auch für Aktionäre interessant, schlagen sich diese Anstrengungen doch positiv auf die Entwicklung der Rendite und die Kursentwicklung der Aktien nieder. Also doch etwas Freude am Zement!

Einmal mehr betrachtet Actares die Vergütung von Holcim als überhöht. Es wäre erfreulich, wenn die Entschädigungen von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung zumindest ein wenig nach unten revidiert würden, um zu dokumentieren, dass auch Selbstbeschränkung ein Teil der Nachhaltigkeit ist. Andere namhafte Firmen der Baumaterialbranche sind da offenbar Holcim voraus.

Zum Schluss unsere Fragen:

  • Wie sieht der verbindliche Fahrplan aus, damit aus dem auf 12 Monate beschränkten Doppelmandat kein Dauerprovisorium wird?
  • Können Sie uns eine Einschätzung geben, welchen Marktanteil wiederverwendeter Beton potenziell erreichen könnte? In der Schweiz, in der Welt?

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit

(Votant: Frank van Pernis, Mitglied Arbeitsgruppe Holcim)