Herr-liche Belohnungen?

Übermässige Vergütungen erfordern nach wie vor Interventionen von ACTARES und andern Akteuren. Zwar gibt es einige symbolische Ergebnisse zu verzeichnen, doch insgesamt ist fast alles beim Alten geblieben. Ausserdem scheint sich das enorme Ungleichgewicht in der Vertretung von Männern und Frauen in Führungsgremien noch immer nicht auszugleichen.

Auch 2007 machten die unverhältnismässig hohen Managerlöhne in Grossunternehmen Schlagzeilen in den Schweizer Medien. ACTARES hat das Thema an den Generalversammlungen von Roche, Novartis, UBS, Credit Suisse, Nestlé und Zurich aufgegriffen. Der Protest schwillt offensichtlich an, und immer mehr Stimmen verlangen einen Einbezug der Aktionärinnen und Aktionäre. Dazu gehören zum Beispiel Ethos, die Volksinitiative «Gegen die Abzockerei» oder der AHV-Ausgleichsfonds.

Erste Zeichen

Obwohl sich noch keine Rückkehr zu einem vertretbaren Vergütungsniveau anbahnt, hat sich die Aufwärtsspirale doch spürbar verlangsamt. Und ein paar – ziemlich anekdotische – Begebenheiten weisen auf eine beginnende Bewusstwerdung hin. So verkündete etwa Daniel Vasella, Präsident und Konzernchef von Novartis, sein nächster Vertrag enthalte keinen goldenen Fallschirm mehr. Und der OC Oerlikon-Chef Thomas Limberger verzichtete auf einen Teil seines überrissenen Bonus. Limberger hat kurz danach OC Oerlikon verlassen. Vasella hingegen behält seinen Platz unter den bestbezahlten Führungskräften.

Ablehnung fast überall

Bei Credit Suisse brachte Präsident Walter Kielholz ganz klar seine Ablehnung jeglicher Intervention des Aktionariats beim Vergütungssystem für Manager zum Ausdruck. Bei Nestlé, Novartis, Zurich und UBS klingt es ähnlich. Mit der Bestätigung, dass Roche die Einführung einer Konsultativabstimmung über Vergütungen für Manager anstrebe, wirkte Präsident Franz Humer schon fast revolutionär und gab sich damit auf intelligente Weise den Anstrich eines aufgeklärten Gesprächspartners. Die Entwicklung dieser Schweizer Premiere sollte mit grösstem Interesse verfolgt werden in der gleichzeitigen Hoffnung auf ein Zustandekommen der Initiative «Gegen die Abzockerei».

Weibliche Nachfolge fehlt

Es ist nicht etwa ein Versehen, dass hier bisher nur von «Managern» und nicht von «Managerinnen» die Rede war. Noch immer ist in der Schweiz die Frau die grosse Abwesende an der Unternehmensspitze. Unter den gut zwanzig Gesellschaften, bei denen ACTARES eigene Abstimmungspositionen vertritt, haben 2006 mehrere Unternehmen eine Frau in den Verwaltungsrat gewählt. Dieses Jahr hat bei 19 neuen Kandidaturen einzig Novartis eine Frau vorgeschlagen. Dieses eklatante Ungleichgewicht war Gegenstand der zweiten Intervention von ACTARES anlässlich der Generalversammlung von Nestlé, deren Generaldirektion aus 15 Männern besteht. Die Antwort von Präsident und CEO Peter Brabeck war in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Zunächst verwarf er die Idee der Quotenregelung, obschon diese in der Fragestellung gar nicht enthalten war. Anschliessend führte er die Tatsache, dass weniger Frauen Karriere machen, auf die unterschiedlichen familiären Prioritäten von Frauen und Männern zurück. Das Schockierendste aber, das den Aktionärinnen und Aktionären zu Ohren kam, war die grobe Art, mit der er öffentlich die Arbeit zweier ehemaliger und ohne Weiteres identifizierbarer Direktorinnen schlecht machte. Er unterstellte damit, dass Frauen generell für derartige Posten ungeeignet seien. Die Wachsamkeit von ACTARES ist hier mehr denn je angebracht.