Editorial: Die dritte Dimension

Nach und nach wächst das Umweltbewusstsein der Unternehmen. Wie die vorliegende Ausgabe berichtet, nimmt Nestlé den Wasserverbrauch sehr ernst, und Credit Suisse versteht sich als Vorreiterin in Sachen Treibhausgasemissionen.

Schlecht messbare Kriterien

So umstritten das Konzept auch sein mag: Ein Vorteil der Umweltperformance ist ihre Quantifizierbarkeit. Unternehmen können so erzielte Fortschritte ausweisen und im Gegenzug – sozusagen als Return on Investment – einen Imagegewinn verbuchen.

Soziale Kriterien hingegen lassen sich weitaus schwieriger beziffern. Aus kulturellen Gründen wird etwa die gegenseitige Treue zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden in Japan und in den USA ganz unterschiedlich bewertet. Und wie sollen erst Werte wie Gerechtigkeit, Zufriedenheit, Sicherheit oder Respekt gemessen werden?

Krasse Unverhältnismässigkeit

Dies darf indessen nicht als Ausrede für Fatalismus dienen. Keine lokale Besonderheit kann Menschenrechtsverletzungen, die Ausbeutung von Arbeitskräften (vor allem von Kindern) oder die Missachtung der Sozialpartnerschaft rechtfertigen. Die erst punktuellen Bemühungen der Unternehmen, die schlimmsten Missbräuche in ihrer Produktionskette auszumerzen, sind zwar löblich, führen aber noch zu selten zum Erfolg.

Es braucht dringend einen Gesinnungswandel beim Aktionariat. Würde ein Unternehmen verkünden, künftig weniger für den Umweltschutz zu tun, sänke der Kurs seiner Aktien umgehend. Gibt hingegen ein Pharmaunternehmen nach dem anderen einen massiven Personalabbau bekannt, legen die Aktien an der Börse kräftig zu.

Offensichtlich wird der Ökonomie und der Ökologie deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil als der dritten Komponente der Nachhaltigkeit: der sozialen Dimension. Es bleibt noch viel zu tun.