Votum von Actares an der Credit Suisse-GV 2019

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Anwesende

Mein Name ist Rosa Stucki. Ich bin Mitglied der Actares Bankengruppe, dem Aktionariat für eine Wirtschaft mit Verantwortung. Ich spreche heute im Auftrag unserer rund 1'300 Mitglieder, sowie im Namen von ShareAction, einer NGO aus England für nachhaltige Investitionen.

In ihrer “Erklärung zum Klimawandel” anerkennt Credit Suisse, einen Teil zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen zu müssen. Doch wie sieht diese Verantwortung aus? Sie positionieren sich als Vorreiter für sogenannt „green finance Lösungen“ und haben heute auch wieder betont, dass sie den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft finanzieren. Aber ist das wirklich so? Einen Blick in die Taten der letzten Jahre zeichnen ein anderes Bild.

Einem jüngsten Bericht von Banktrack zufolge ist Credit Suisse der drittgrösste Geldgeber in Europa an Unternehmen, deren Geschäft auf fossilen Brennstoffen fusst. Greenpeace hat berechnet, dass Credit Suisse im Jahr 2017 doppelt so viele Treibhausgasemissionen verantwortet wie die ganze Schweiz im Inland in einem Jahr verursacht.

Ist es verantwortlich weiterhin Milliarden für Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die fossile Brennstoffe nutzbar machen? Liebe Aktionäre und Aktionärinnen: Actares ist überzeugt, Klimaschutz sieht anders aus.

Spätestens der Spezialbericht des Weltklimarates IPCC von letztem Oktober zeigt, dass wir jetzt handeln müssen wenn wir die Erderwärmung unter +1,5°C halten wollen. Der Klimawandel ist nicht irgendein Phänomen in der Zukunft. Wir stecken mittendrin. Die Welt kann es sich nicht leisten, neue Kohlekraftwerke zu bauen oder Öl durch Teersand zu fördern. Die junge Generation hat das begriffen. Draussen demonstrieren auch heute Jugendliche für die Klimagerechtigkeit. Actares fordert, dass Credit Suisse endlich die internen Richtlinien an das Pariser Abkommen anpasst.

Letztes Jahr haben mehrere Banken und Versicherungen ihre Richtlinien zu Kohle verschärft. UBS schliesst seit März 2019 jegliche Finanzierung neuer Kohlekraftwerke auf Projektebene aus. Auch führende Versicherer haben die Risiken der Klimaerwärmung erkannt . So hat Swiss Re im Juli 2018 angekündigt, dass sie keine Versicherung und Rückversicherung an Unternehmen anbietet, welche mehr als 30% ihrer Aktivitäten in Kohle erarbeiten . Wann folgt Credit Suisse den Beispielen?

Sie haben nach eigenen Angaben seit 2013 Ihre Kunden bei der Herausgabe von grünen Anleihen, sogenannten Green Bonds, in der Höhe von 15 Milliarden USD unterstützt. Green Bonds haben seit spätestens 2015 einen rasant wachsenden Markt. Doch es stellt sich die Frage: wie grün sind green Bonds tatsächlich? In der Vergangenheit wurden zum Teil Projekte finanziert, die u.a. Kohle fördern, so wie die Rampal Kohlemine in Bangladesh. Letzten Oktober hat der erste Flughafen, Schiphol in Amsterdam, einen green bond emitiert. Die Green Bond Principles sind nicht bindend und stellen keine genügenden Richtlinien dar. Wie stellen Sie sicher, dass grüne Anleihen und nachhaltige Fonds auch wirklich dem entsprechen was sie verkaufen?

Wir gehen davon aus, dass es kaum Aktionäre und Aktionärinnen gibt, die fragwürdige Geschäfte befürworten, wenn sie davon wissen. Wir möchten daher erinnern, dass am 25. Januar 2019, nur drei Jahre nach dem Dammbruch durch Samarco Mineracao, ein Joint-Venture von Vale und BHP, Brasilien erneut eine grosse Tragödie durch die Minenindustrie erlebte. Der Dammbruch des Eisenerzbergwerk der Firma Vale in der brasilianischen Kleinstadt Brumadinho und die daraus folgende Schlammlawine zerstörte Siedlungen und kostete das Leben von 306 Personen, davon sind 100 noch begraben. Nachfolgende Untersuchungen der brasilianischen Staatsanwaltschaft zeigten die Nachlässigkeit von Vale in ihrer Verwaltung des Burmadinho Damm I. Die verheerende Lawine wäre wohl vermeidbar gewesen. Credit Suisse hält Aktien im Wert von 40,49 Millionen Euro von Vale (Stand April 2019). Uns ist bewusst, dass sich CS nicht zu einzelnen Unternehmen äussert. Nichtsdestotrotz geht es hier um Nachlässigkeit und Verletzung von Menschenrechten. Was hat Credit Suisse nach der ersten Minenkatastrophe unternommen, was nach der zweiten? Was braucht es, damit sich Credit Suisse aus der Finanzierung eines Unternehmens wie Vale zurückzieht? Im Namen des internationalen Netzwerks der Vale-Betroffenen verlangt Actares dazu Erklärungen.

Zum Abschluss, nochmals die Fragen von Actares:

  1. Wie stellen Sie sicher, dass grüne Anleihen und nachhaltige Fonds auch wirklich dem entsprechen was sie verkaufen?
  2. Wann aktualisiert Credit Suisse ihre Richtlinien zu fossilen Brennstoffen, insbesondere zu Kohle, um ihre Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel gerecht zu werden?
  3. Wann veröffentlicht Credit Suisse die Berichterstattung zu den klimabezogenen finanziellen Risiken?
  4. Was hat Credit Suisse nach der ersten Minenkatastrophe in Brasilien, was nach der Zweiten, unternommen?
  5. Was braucht es, damit sich Credit Suisse aus der Finanzierung eines Unternehmens wie Vale zurückzieht?

(Votantin: Rosa Stucki, Mitglied von Actares)