Seitenblick: Buddha am Paradeplatz

An der Generalversammlung 2016 von Credit Suisse (CS) zitierte ein Aktionär den humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Nicht zu Unrecht: Ein bisschen gesunden Menschenverstand könnte die Bank derzeit gut gebrauchen. Wir wollen gerne das Unsere dazu beitragen, und weil Banken gerne mit Zahlen spielen, schicken wir CS probehalber auf den Edlen Achtfachen Pfad des Buddhismus. Darf die CS auf das Banken-Nirwana hoffen, oder wartet der Achtfache Absturz? Lesen Sie weiter!

Auf den Pfaden eins und zwei geht es zu Einsicht und edler Gesinnung – auf Business-Deutsch: «Vision, Mission & Values». Bei all den Umwegen und angesichts der Fokussierung auf den Bonus-Topf fragen wir uns aber, ob die Führung von CS diese Werte nicht zuweilen aus den Augen verliert.

Die Pfade drei bis fünf führen zu ehrlichem Reden, Handeln und Lebenserwerb – vulgo «Public Relations» und «Compliance». Das sind enge Pfade, die keine krummen Touren erlauben, und so ist CS schon regelrecht abgestürzt: Beihilfe zur Steuerhinterziehung, fragwürdige Kreditgeschäfte in Mosambik und Rechtsfälle, die Milliarden kosten.

Auf den Pfaden sechs bis acht schliesslich strebt man zu Achtsamkeit und Verminderung von negativen Gefühlen: «Stakeholder Management». Hier stolpert CS seit Längerem: Die Aktie hat in den letzten zehn Jahren drei Viertel ihres Werts verloren, Kundinnen und Kunden beklagen steigende Gebühren bei sinkenden Zinsen, und Tausende von Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern verlieren ihre Stellen.

Fazit: Bis zur vollkommenen Erkenntnis ist für CS noch ein weiter Weg. Aber als engagierte Aktionärinnen und Aktionäre erwarten wir, dass künftig wenigstens die Richtung stimmt!