Bereit sein für die Zukunft

Actares schreibt seit ein paar Jahren trotz Mini-Budget Verluste. Deshalb will der Vorstand bis Mitte 2023 das Dienstleistungsportfolio weiterentwickeln und die Partnerschaften ausbauen.

Knapp zwei Jahre nach seinem StrategieWorkshop hat der Vorstand im Juli 2022 eine Analyse von Zielerreichung, Defiziten und Handlungsbedarf vorgenommen. Er hat festgestellt, dass die qualitativen Ziele mehrheitlich erreicht worden sind: Die Stimmrechtsberatung wird laufend erweitert (im Jahr 2022 durch die KlimaAnalysen), deren Qualität ist anerkannt. Unsere Engagement Teams sind fachlich gut aufgestellt. Die Medien beachten uns.

Strategische Wachstumsziele verfehlt

Leider sind die quantitativen Ziele klar verfehlt worden:

  1. Der Mitgliederbestand stagniert: Die angestrebte Verdoppelung des Mitgliederbestands bis Ende 2025 ist nicht in Sicht. Obwohl Actares in der Schweiz einzigartig ist, stagniert die Zahl der Mitgliedschaften bei knapp 1000. Mögliche Ursachen sind der Verzicht der Unternehmen auf physische Generalversammlungen während der Pandemie und neue Angebote von anderen Organisationen, die sich auch mit Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Menschenrechten beschäftigen.
  2. Betriebsergebnis bleibt negativ – Ertrag nicht gesichert:  Es wird auch im Jahr 2022 nicht gelingen, aus dem seit ein paar Jahren bestehenden strukturellen Defizit herauszukommen. Zudem gibt es weiterhin keine finanzielle Planungssicherheit durch garantierte Erträge. Das ActaresJahresbudget ist mit rund 300’000 Franken vergleichsweise klein (1,3 % des Budgets von Greenpeace Schweiz, 6 % desjenigen von Public Eye).
  3. Sinkende Reserven: Das Eigenkapital wird per Ende 2022 voraussichtlich auf unter 200’000 Franken sinken.

Fundraising-Kampagne: nur ein Teilerfolg

Im Rahmen dieses Projekts wurden im März und April 2022 gut 600 Mitglieder, Gönnerinnen und Gönner kontaktiert. Zur Zielgruppe gehörten Personen, die ihre Stimmrechte an uns delegieren und/oder uns im Jahr 2021 eine Spende zukommen liessen. Davon ausgenommen waren gut hundert Personen, die uns regelmässig durch grössere Spenden unterstützen oder ehrenamtliche Arbeit leisten. Ziel war es, 200 Personen zu finden, die sich verpflichten, uns für die nächsten drei Jahre durchschnittlich je 500 Franken zu spenden. Die Drittkosten des Projekts sind durch ein Mitglied finanziert worden.

Dieses Ziel wurde verfehlt. Zwar haben 74 Personen Spenden von total 21’670 Franken für drei Jahre zugesichert. Zusammen mit ein paar Dutzend weiteren Spenden kamen dieses Jahr durch das FundraisingProjekt gut 36’000 Franken zusammen. Weil jedoch die üblichen zugesagten Spenden wegfallen, ist für 2022, 2023 und 2024 mit einem Spendenmehrertrag von nur je 12’000 Franken zu rechnen.

Der Mitgliederbeitrag ist seit 2014 unverändert: 80 Franken für Einzelpersonen, 120 Franken für Paare, 500 Franken für juristische Personen (NGO 150 Franken). Damit können 25 Prozent unseres Aufwands finanziert werden. Bezüglich Beitragshöhe und Finanzierungsanteil bewegt sich Actares im Umfeld von Organisationen, die ähnliche Zielgruppen vertreten.

Angesichts des stagnierenden Mitgliederbestands bringt auch die Erhöhung der individuellen Beiträge keine Planungssicherheit. Es ist zudem davon auszugehen, dass der Mehrertrag durch Spendenverluste und die Kündigung von Mitgliedschaften neutralisiert würde. Aufgrund von Rückmeldungen unserer Mitglieder sollte aber die Splittung unserer Dienstleistungen in ein Basispaket und Zusatzpakete wie den Stimmrechtsservice geprüft werden. Ähnliches gibt es zum Beispiel mit dem VCSSchutzbrief seit vielen Jahren.

Gestützt auf diese ernüchternden Erkenntnisse und viele Gespräche mit unseren Schlüsselpersonen ist der Vorstand zum Schluss gekommen, dass das Geschäftsmodell von Actares dringend überarbeitet werden muss. Deshalb hat er das Projekt Actares 2024plus ausgelöst und an der Mitgliederversammlung vom 20. September 2022 umfassend darüber informiert.

In einem ersten Schritt wurden die Handlungsoptionen bewertet. Es war sofort klar, dass die Variante Status quo mit einer Kürzung des Budgets um mindestens 20 Prozent nicht weiterverfolgt werden kann. Diese Einsparung könnte nur durch den Abbau von Basisleistungen für die Mitglieder realisiert werden. Dadurch würde eine schädliche Kettenreaktion ausgelöst. Deshalb bleibt die Geschäftsstelle weiterhin mit 160 Stellenprozenten besetzt. Dazu kommt die unentgeltliche Arbeit von 30 freiwilligen Mitarbeitenden im Umfang von rund 100 Stellenprozenten.

Stabilisierung durch neues Geschäftsmodell 

Als einziger Stimmrechtsberater für ethisch orientierte, nicht institutionelle Aktionärinnen und Aktionäre bietet der Verein Actares seinen Mitgliedern den Stimmrechtsservice für die 200 Unternehmen des Swiss Performance Index. Dieser Service unterscheidet sich von kommerziellen Mitbewerbern durch strengere Abstimmungskriterien und eine grössere Berücksichtigung von E und S bei den ESGStandards (betrieblichen Vorgaben betreffend Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Ebenso wichtig wie die Stimmrechtsberatung ist der Dialog mit den Verwaltungsräten der grössten schweizerischen Unternehmen. Dieser fokussiert auf die Themen Klima und Umweltpolitik, Menschenrechte sowie Zusammensetzung und Vergütung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung.
Der Vorstand will diese bewährten Leistungen ausbauen und weiterhin zu vernünftigen Preisen anbieten. Zudem soll der Verein Actares als Hüter der Abstimmungsrichtlinien und Netzwerk für die Freiwilligenarbeit gestärkt werden. Dazu werden folgende Lösungsansätze konkretisiert: 

  1. Dienstleistungsportfolio entwickeln: Gemäss einer Studie gibt es ein Potenzial von mindestens 100’000 ethisch orientierten individuellen Aktionärinnen und Aktionären in der Schweiz. Um diese gewinnen und binden zu können, braucht es massgeschneiderte Dienstleistungen wie ein RundumsorglosPaket für die Wahrnehmung der Aktienstimmrechte. Erwartet werden zudem mehr Mitbestimmung beim UnternehmensDialog (was die Auswahl der Unternehmen und Themen betrifft) sowie exklusive Angebote für den Austausch und Erkenntnisgewinn. Für die Gestaltung von neuen Produkten, Preismodell und Vertriebsprozess lassen wir uns durch potenzielle Partner und einen Transformationscoach begleiten. 
  2. Partnerschaften ausbauen: Die Alternative Bank Schweiz AG ist seit der Gründung Mitglied und Sponsor von Actares und unterstützt uns seit einem Jahr zusätzlich bei der Gewinnung von neuen Mitgliedern. Für die Ergänzung unserer Dienstleistungen und deren Vertrieb sind wir auf der Suche nach weiteren Partnern. Erste Gespräche haben stattgefunden.