Business ist Showbusiness − Besuch bei BASF

Wie der Besuch der diesjährigen BASF-Hauptversammlung zeigte, ist eine Aktionärsversammlung auch in Deutschland eine Mischung von Show, Machtverwaltung, ritualisierten Abläufen, Spektakel und Verpflegung für die AktionärInnen. Es gibt aber interessante Besonderheiten.

Eine Aktionärsversammlung wird inszeniert und hat viele theatralische Aspekte. Es ist nahe liegend, dass eine Theaterwissenschafterin darüber eine Arbeit mit dem Titel «Business ist Showbusiness» schreibt.

ACTARES bei BASF

Zusammen mit Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands kritischer Aktionärinnen und Aktionäre in Deutschland, besuchte ACTARES die Hauptversammlung 2010 der BASF in Mannheim. Thema war der Erhalt der Ausbildungsplätze in Grenzach bei Basel nach der Übernahme von Ciba durch BASF. Die Anträge des Dachverbandes richteten sich gegen die Gen-Kartoffel Amflora und die Umstellung von Inhaber- auf Namenaktien. Gleichzeitig konnte ACTARES beobachten, wie sich eine deutsche von schweizerischen Aktionärsversammlungen unterscheidet.

Gleiches «Spiel», andere Akteure und Spielregeln

Ähnlichkeiten gibt es beim Auftritt des Unternehmens und seiner Repräsentanten, bei der Zusammensetzung des Publikums, den Ritualen und der Eindeutigkeit der Abstimmungsergebnisse. Auf der Bühne sitzen nicht nur die Direktionsmitglieder, sondern auch die zwölf Mitglieder des Aufsichtsrates. Die Hälfte davon – unter ihnen die einzige Frau im Gremium – vertreten die Arbeitnehmenden.

Aktionäre – und einige wenige Aktionärinnen – kommen ausführlicher zu Wort als in der Schweiz. Wie bei uns ändern aber noch so vehemente Voten nichts an den eindeutigen Abstimmungsergebnissen von jeweils rund 95%. Dafür wird das Buffet schon während der Versammlung eröffnet und die Reden werden in die Vorräume übertragen.

Elektronische Stimmabgabe

Seit in Deutschland die elektronische Stimmrechtsvertretung möglich ist, hat die Beteiligung an den Abstimmungen zugenommen. Im Rahmen der Aktienrechtsreform könnte auch in der Schweiz diese Art der Stimmabgabe möglich werden.

Das Kerngeschäft bleibt das gleiche

Die Antworten gleichen sich grenzübergreifend. Die Unternehmen verstehen es glänzend, die kritischen Voten als Anlass für eine positive Selbstdarstellung zu nutzen. Zur Frage nach dem Rückgang der Ausbildungsplätze auf null im Jahr 2010 lobte BASF zuerst die Ausbildung in 16 Ländern und über 50 Berufen. Die Aussage, in Grenzach werde nicht mehr in den Labor-, sondern nur noch in den technischen Berufen ausgebildet, konnte den Rückgang jedoch nicht befriedigend erklären.

Business is Showbusiness, Brigitte Biehl, Campus Verlag, 2007, ISBN: 978-3-593-38472-6

www.kritischeaktionaere.de