Arbeitsgruppen

Die Folgen der Pandemie sind noch spürbar, der direkte Dialog mit den Konzernen blieb erschwert. Die Arbeitsgruppen haben sich mit vielen Fragen beschäftigt, die für die Saison 2023 von Bedeutung sind.

Groupe de vote

Die Groupe de vote legt im Auftrag des Vorstands die Abstimmungspositionen für die Generalversammlungen der 20 Unternehmen des Swiss Market Index fest. Für Abstimmungen bei anderen Firmen im Swiss Performance Index (SPI) übernimmt Actares meistens die Empfehlungen von Ethos. Actares hat in den Bereichen Nachhaltigkeitsbericht, Maximalvergütungen und Zusammensetzung des Verwaltungsrats vergleichsweise strenge Beurteilungskriterien. Die Zustimmungsquote betrug in der letzten Berichtsperiode 62 Prozent (inklusive Wahlgeschäfte).

Im Rahmen der jährlichen Evaluation der Abstimmungskriterien hat Actares die Klimaforderungen an Unternehmen präzisiert. Voraussetzung für die Zustimmung zum Jahresbericht und zur Entlastung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung ist neu eine verbriefte Verpflichtung zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Ohne einen glaubwürdigen Plan und jährlich dokumentierte Verbesserungsmassnahmen stimmt Actares bei diesen beiden Traktanden Nein. Wegen ungenügender Klimastrategie wurde neun Unternehmen die Entlastung in der GVSaison 2022 verweigert. 

Neben der Klimapolitik sorgten Russlands Krieg und die Menschenrechte für intensive Diskussionen innerhalb der Groupe de vote. Dies und weitere ethische Aspekte zum Umgang mit aktuellen Krisen diskutierte die Groupe de réflexion mit Blick auf die Abstimmungskriterien für das Jahr 2023.

Groupe de réflexion

Die Groupe de réflexion beschäftigt sich einerseits mit grundsätzlichen Fragestellungen, die sich aus der Arbeit von Actares ergeben. Andererseits unterstützt die Gruppe Vorstand und Geschäftsstelle bei der Weiterentwicklung und kontinuierlichen Anpassung der Abstimmungskriterien.

Für die Aktualisierung der Abstimmungskriterien fürs Jahr 2023 hat die Gruppe dem Vorstand folgenden Antrag gestellt: Actares soll Kapitalreduktionen nur noch zustimmen, wenn ein Unternehmen den Willen und die finanzielle Kapazität demonstriert, das NettoNullZiel zu erreichen. Dahinter steht der Gedanke, dass Massnahmen von Unternehmen zum Klimaschutz Kosten verursachen und es sich anbietet, überschüssiges Kapital dafür einzusetzen. Der Vorstand hat den Antrag genehmigt.

Die Gruppe beriet auch darüber, ob es ein Abstimmungskriterium brauche, das festlegt, unter welchen Umständen Actares eine Verwaltungsratskandidatur aus politischen oder ethischen Gründen ablehnt. Diese Frage kam auf angesichts der in jüngster Zeit geführten Diskussionen über die Verbandelung von Unternehmen und Personen mit staatlichen Akteuren, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Die Gruppe diskutierte verschiedene Ansätze, eine Position zu formulieren, die praktikabel und angemessen wäre. Am Schluss entschied sie sich jedoch, mit einer Ergänzung der Abstimmungskriterien zuzuwarten – nicht zuletzt, weil es in der letzten Saison nur einen entsprechenden Fall gab.

Übrige Gruppen

In allen Gruppen fanden Meetings statt und es wurden direkte Dialoge mit den Konzernspitzen vorbereitet, die in der zweiten Jahreshälfte jedoch nicht stattfanden. Nichtsdestotrotz sind die Freiwilligen motiviert. Wie zum Beispiel Claire Forel, Verantwortliche der Groupe Nestlé in Genf:

«Wir glauben, dass das Wenige, das wir tun, sehr sinnvoll ist. Die Tatsache, dass wir Aktien besitzen, die einige von uns geerbt haben, verpflichtet uns zur Verantwortung, da sie uns zu mehr oder weniger bescheidenen Miteigentümern des Unternehmens machen. Als Aktionärinnen und Aktionäre, die nicht direkt an der Entwicklung des Unternehmens beteiligt sind, haben wir doch einen Einblick und bringen eine Position von aussen ein. Wir sind überzeugt, dass die Konzernverantwortlichen unsere Anliegen sehr ernst nehmen.»