Votum von Actares an der GV von Holcim
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren,
Mein Name ist Frank van Pernis, Mitglied von Actares, Aktionärinnen und Aktionären für mehr Konzernverantwortung.
Mit Genugtuung nimmt Actares das gute Ergebnis von Holcim im vergangenen Geschäftsjahr zur Kenntnis. Die Bauwirtschaft boomt, da in den mageren Zinsjahren Investoren in Immobilien diversifiziert haben. Pensionskassen und Lebensversicherungsgesellschaften investieren mit vollen Händen in Immobilien. Gut für die Zementindustrie, jedoch nicht immer für die Mieter.
Damit stellt sich die grundsätzliche Frage, ob und wie Holcim Kunden für ihre Produkten auswählt. Hoffentlich positiv zugunsten des gemeinschaftlichen Wohles, wie bei Infrastrukturen, z.B. eine Deichverstärkung in Holland, und nicht negativ wie z.B. bei einer Grenzmauer oder einem Bunker.
Im Bereich CO2 und Klima wurde Holcim ausgerechnet von der Zürich Group, ein Grossinvestor in Immobilien und vielleicht auch in Holcim Aktien, als Beispiel und Zeuge angeführt um ihre eigene Umwelt- und Klimagesinnung zu dokumentieren. Das tönt wie ein ungebetenes Kompliment.
Da die USA aktuell im Bereich Klimabewusstsein gegenüber Europa noch mehr ins Hintertreffen geraten, gibt es dort viel Raum für Expansion. Ich nehme an, dass das der Hauptgrund war für die Verselbstständigung der Amrize und nicht die heutige Zollpolitik der US-Regierung.
Gute Gewinnaussichten können zu einer Hybris in Sachen Vergütungen für Verwaltungsräte und Direktion führen. Zwar werden hohe Gehälter und Boni mit dem Argument gerechtfertigt, dass sie «marktüblich» seien. Für Aussenstehenden scheint aber auch eine Art von Wettrennen zwischen den Top-Managern von grossen Firmen zu entstehen, wer am meisten verdient. Für den Durchschnittsbürger sind solche Vergütungen nicht nachvollziehbar.
Machen wir ein konkreter Vergleich mit dem Strassenverkehr: Dort gibt es Grenzen bei der Höchstgeschwindigkeit, um Unfälle zu vermeiden und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Wer mit 200 Sachen durch eine Strasse fährt, wo nur 30 oder 50 km/h erlaubt sind, riskiert eine saftige Busse sowie den Entzug des Fahrausweises.
Wie steht es mit der «Raserei» bei Gehältern und Vergütungen? Sollen auch hier mangels Einsicht gesetzliche Verbote eingeführt werden um den sozialen Zusammenhalt nicht zu gefährden? Ausserdem kann kein Mensch sein irdisches Vermögen nach dem Tod mitnehmen!
Frage: Vergütungsgremien sollten eigentlich die kompetenten Stellen sein, um Exzesse zu vermeiden. Im Bereich der Vergütungen könnte Holcim, im Sinne der weltweiten sozialen Konzernverantwortung, mit dem guten Beispiel vorangehen. Ich nehme an, Herr Jenisch, dass Ihre Arbeit Sie ebenfalls mit Freude belohnt!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Votant: Frank van Pernis, Mitglied des Vorstands)