Votum von Actares an der GV von Swiss Re
Sehr geehrter Herr Ehrenpräsident, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren
Grüezi mitenand, ich bin Fritz Peter - viele von Ihnen kennen mich bereits aus den Vorjahren, sind aber vielleicht überrascht, hatte ich mich doch letztes Jahr von Ihnen verabschiedet. Nun bin ich nochmals da als Vertreter von Actares - ein lieber Kollege hatte mich gebeten, ihn zu vertreten. Actares ist eine Vereinigung von Privataktionären, die sich im Dialog mit Unternehmen einsetzt, damit diese nachhaltig und verantwortungsvoll handeln. Einmal mehr herzlichen Dank an dieser Stelle an Swiss Re für den produktiven Austausch, den wir sehr schätzen.
Übrigens, Gratulation an alle Anwesenden - Sie sind wahrlich treue Aktionärinnen und Aktionäre, da Sie hier sind, auch wenn es nur einen Begrüssungskaffee gab, der traditionelle Apéro nach der Versammlung aber ausfällt!
Da die meisten von Ihnen wohl unsere gestrige Medienmitteilung nicht im Detail gelesen haben, gehe ich zuerst kurz auf unsere Abstimmungsempfehlungen ein. Es freut Actares sehr, Ihnen die Zustimmung zum Nachhaltigkeitsbericht empfehlen zu können und entsprechend auch zur Entlastung des Verwaltungsrats, ganz im Gegenteil zu zwei anderen Schwergewichten der Finanzbranche, wo dies vorgestern hier und gestern in Luzern nicht der Fall war. Es wird Sie hingegen wenig überraschen, dass wir einmal mehr empfehlen, bei allen Vergütungstraktanden NEIN zu stimmen - ich bin überzeugt, dass viele von Ihnen hier im Hallenstadion das so machen werden, auch wenn uns allen bewusst ist, dass es nicht wirklich etwas nützen wird. Nun zu den Fragen von Actares.
Sehr geehrter Herr Verwaltungsratspräsident,
Warum halten Sie an einer Versicherungspolitik fest, die noch offen für neue fossile Projekte ist?
Seit 2016 hat Swiss Re ihre Investitionen in Kohle durch mehrere Massnahmen eingeschränkt. Dennoch versichert Swiss Re weiterhin einige, auch potenziell neue, Öl- und Gasprojekte - während Akteure wie Munich Re oder AXA viel strengere Ausschlüsse eingeführt haben. Warum diese Verzögerung im kompletten Ausstieg? Sind Sie bereit, Klimainteressen über die Einnahmen, die indirekt aus fossilen Brennstoffen stammen, zu stellen?
Welche Auswirkungen haben Ihre ESG-Verpflichtungen tatsächlich? Haben Sie auch nur einen einzigen Kunden abgelehnt?
Sie kommunizieren ausführlich über Ihre Nachhaltigkeitspolitik und Ihr Kundenengagement, aber können Sie einen einzigen Fall nennen, natürlich ohne den konkreten Namen, in dem Swiss Re eine Geschäftsbeziehung gekündigt oder einen Vertrag aus Umwelt- oder Klimagründen abgelehnt hat? Wenn nicht, sind Ihre ESG-Richtlinien dann nicht rein deklaratorisch?
Vereinbarkeit von umsichtigem Risikomanagement und Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimakatastrophen
Die Waldbrände in Kalifornien im Januar 2025 haben die hohen Verluste durch extreme Wetterereignisse offenbart, ein Phänomen, das sich mit der globalen Erwärmung wahrscheinlich noch verstärken wird. Während sich die Gesamtverluste aus diesem Ereignis auf dem Versicherungsmarkt auf 40 Milliarden US-Dollar belaufen, schätzt Swiss Re ihre Verluste auf 700 Millionen US-Dollar. Sie haben erklärt, dass Swiss Re aufgrund einer vorsichtigen Zeichnungspolitik und der Zurückhaltung, Deckungen für einzelne Risiken in Kalifornien anzubieten, eine geringere Exposition als andere Versicherer hat.
Wenn ein solches Ereignis in einem Sektor eintreten sollte, in dem Swiss Re stärker exponiert ist als ihre Konkurrenten, wie plant das Unternehmen, einen vorsichtigen Ansatz zur Begrenzung der finanziellen Risiken mit seinem Ziel zu vereinbaren, dazu beizutragen, die Gesellschaft widerstandsfähiger gegen solche Katastrophen zu machen?
Besten Dank im Voraus für Ihre Antworten und Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, für Ihre Aufmerksamkeit.
(Votant: Fritz Peter)