Actares Forum: Bienen und Pestizide

Das erste Actares Forum in der Westschweiz beschäftigte sich mit den Gefahren von Pestiziden für die Bienen. Jean-Daniel Charrière, Leiter des Zentrums für Bienenforschung an der Bundesforschungsanstalt Agroscope, André Fougeroux, Verantwortlicher für nachhaltige Landwirtschaft bei Syngenta France, und Christophe Praz, Research Leader am Labor für evolutionäre Entomologie der Universität Neuenburg und Spezialist für Wildbienen, diskutierten ihre Standpunkte.

«Die mit Pestiziden behandelten Samen sind auch indirekt gefährlich, weil die Pflanze weniger als 20 Prozent der Stoffe absorbiert – der Rest kann die Böden und das Sickerwasser verseuchen.» Christophe Praz

«Syngenta braucht die Bestäubung durch die Bienen in der Samenproduktion; wir sorgen uns deshalb stark um sie.» André Fougeroux

«Die Anforderungen für die Genehmigung von Pestiziden werden zurzeit drastisch erhöht, besonders durch neue Tests zur Bewertung von Auswirkungen nichttödlicher Art und auf andere Bestäuber neben der Honigbiene.» Jean-Daniel Charrière

Sind Neonicotinoid-Pestizide mit ein Grund für das Massensterben der Bienen oder die Reduktion ihrer Artenvielfalt? Neonicotinoide sind systemische Pestizide, mit denen das Saatgut oder der Boden behandelt wird: Sie bleiben über Monate oder Jahre hinweg aktiv. Die Europäische Union (EU) und die Schweiz haben 2013 ein teilweises Moratorium für die Anwendung von Neonicotinoiden angeordnet, um deren Wirkung auf die Bienen genauer untersuchen zu lassen. Syngenta ist die Produzentin des vom EU-Moratorium betroffenen Neonicotinoids Thiametoxam.

Die Wirkung von Neonicotinoiden auf Bienen war Thema des Actares Forums vom 3. November 2016 im Genfer Palais de l’Athénée, das von der Loterie Romande und der Sammelstiftung Nest unterstützt wurde. Moderiert wurde der Anlass durch Jacques Mirenowicz, Chefredaktor von LaRevueDurable.

Einige der interessantesten Diskussionspunkte:

  • Wie schädlich sind Neonicotinoide für Bienen? Unstrittig ist, dass Neonicotinoide für Bienen hochgiftig sind. Gefährden sie auch deren Existenz? Oder lassen sie sich so anwenden, dass sie keine wesentliche Gefahr darstellen? Welches Gewicht haben sie im Vergleich zu anderen Faktoren, wie der Varroa-milbe, einem Bienenschädling, oder dem schwindenden Blütenangebot?
  • Wie können Bienen vor Neonicotinoiden geschützt werden? Braucht es eine Lenkungsabgabe, sodass Anwender sich den Einsatz solcher Pestizide besser überlegen? Sollte die Landwirtschaft sich von der systemischen Anwendung von Pestiziden abwenden und zu deren punktuellem Einsatz zurückkehren?
  • Welche Auswirkungen haben Neonicotinoide über die Gefährdung von Bienen hinaus? Ein Teil der Giftstoffe gelangt in die Erde und ins Sickerwasser. Wie weit reichen die Folgen dieser Belastungen?
  • Ist das Zulassungsverfahren für neue Pestizide adäquat? Vor einer Bewilligung wird die Toxizität von Pestiziden von privaten Labors getestet, die sich auf die sogenannte Good Laboratory Practice verpflichten, einen international etablierten Ansatz für die Qualität von Toxizitätsprüfungen. Was ist von diesem Verfahren zu halten, wenn schwerwiegende Bedenken auftauchen, nachdem Produkte – wie etwa Neonicotinoide – das Zulassungsverfahren bereits erfolgreich durchlaufen haben?

Das hochkarätig besetzte Podium zeigte verschiedene Lösungsansätze auf und das Publikum konnte sich eine fundierte Meinung bilden. Der Geist des Actares Forums hat sich einmal mehr eingestellt!