Dass die von Actares angeregte Diskussion um die gesellschaftliche Verantwortung des Schweizer Finanzplatzes wichtig ist, zeigte der Aufruf des Chefs der Bankiervereinigung, Jörg Gasser: «Wir müssen kritische Rückmeldungen ernst nehmen und das Bewusstsein auf allen Ebenen schaffen, damit wir eine solide Grundlage für einen nachhaltigen Finanzplatz haben.»

Gasser war Gast in unserer Diskussionsrunde am 6. September 2022 in Zürich. Mit ihm sassen Professor und BankenplatzExperte Professor Marc Chesney, der Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig und die Expertin für ethisches Investment Dorothea Baur auf dem Podium. Sie alle sind sich einig: Der Bankenplatz tut zu wenig für eine wirksame und verantwortungsvolle Wirtschaft, und besonders wichtig: Er hätte einen grossen Hebel, um diese in eine nachhaltigere Zukunft zu bewegen – ob im Investment, in der Kreditvergabe oder in der Anlageberatung. «Wir müssen vorwärtsmachen, um diese Ziele zu erreichen. Und diesen Weg müssen wir gemeinsam und im Dialog beschreiten», so der BankiervereinigungsChef, der nicht zuletzt auch die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS vertritt.

Banker plötzlich Nachhaltigkeitsexperten?

Nach wie vor wird aus Sicht der Finanzwelt beklagt, dass es keine international gültigen Standards gibt, die eine vergleichende Bewertung der Konzerne im Hinblick auf Umwelt, Klimaoder Menschenrechtsfragen erlauben. Gemäss Professor Chesney bauen die Strategien der Unternehmen zu stark auf Greenwashing, das heisst, sie stellen vergleichsweise unwirksame Massnahmen ins Schaufenster, während die wirklich relevanten Schäden weiterhin schamlos verursacht würden, wie er sagt. So nehme zum Beispiel das Unternehmen McDonald’s für die Fleischproduktion den ungebremsten Ausstoss von schädlichem Methangas in Kauf und brüste sich stattdessen lieber mit dem Aufstellen von mehr Abfalleimern gegen den selbst verursachten Plastikmüll. Er zweifle an den Führungspersönlichkeiten in der Finanzwelt, die bis vor kurzem die Notwendigkeit einer ökologischen Wende belächelten und nun plötzlich als kompetente Berater für nachhaltige Investitionen auftreten. Das Thema Greenwashing vertiefte er zusammen mit der Finanzjournalistin Myret Zaki am Forum in Genf am 10. November 2022, zu dem unter anderem auch die Bank Pictet mit der Nachhaltigkeitsverantwortlichen Rosa Sangiorgio, die WWFVertreterin Maud Abdelli und SustainableFinanceVertreter und ActaresMitglied Jean Laville geladen waren. (Die Veranstaltung fand nach Redaktionsschluss statt.)

Trotz – oder gerade wegen – der ernsten Situation rundeten wir die Veranstaltungen mit einer humoristischen Einlage ab. In Zürich aktivierte Dr. Walter B. Grünspan alias Matthias Kunz die Lachmuskeln und in Genf sorgte die bekannte Komödiantin Brigitte Rosset für viel Heiterkeit.

Bei einem Apéro stiessen ActaresVorstand und Geschäftsleitung mit ihren Mitgliedern sowie den anwesenden Studierenden und Medienschaffenden auf das Jubiläum an, das wegen der CoronaPandemie im Jahr 2020 um zwei Jahre verschoben werden musste.