Vergleich der ersten Nachhaltigkeitsberichte von Schweizer Grossunternehmen

2002 publizierten sechs Schweizer Grossunternehmen (ABB, Credit Suisse Group, Holcim, Nestlé, Novartis, Swiss Re) Nachhaltigkeitsberichte, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte umfassen. ACTARES hat die ersten Schweizer Nachhaltigkeitsberichte miteinander verglichen und sie an den Vorgaben der GRI (Global Reporting Initiative) gemessen. Geprüft wurde, wie vollständig und qualitativ aussagekräftig die präsentierten Informationen sind. Nicht bewertet wurde die absolute wirtschaftliche, ge-sellschaftliche und ökologische Leistung der Unternehmen. Dazu sind die Berichte und die darin enthaltenen Daten noch zu heterogen.

Die beste Bewertung erreicht der Nachhaltigkeitsbericht von ABB, dicht gefolgt vom Bericht der Credit Suisse. Holcim und Novartis folgen mit einigem Abstand, und die Berichte von Nestlé und Swiss Re erfüllen die Vorgaben noch am schlechtesten. Die beiden Berichte, welche die meisten Punkte erzielen, hinterlassen auch in einer weniger analytischen Lektüre einen positiven Eindruck: Der Bericht von ABB überzeugt durch klare, verbindliche Zielset-zungen und vergleichsweise umfangreiches Datenmaterial. In jenem der Credit Suisse ver-schaffen die Stärken-Schwächen-Analyse sowie der weitgehende Verzicht auf unnötige Aus-schmückung mit farbigen Bildern und herzergreifenden PR-Texten Glaubwürdigkeit.

Die Bewertung der ersten Nachhaltigkeitsberichte zeigt, dass die Unternehmen gefordert sind, wenn sie den Anforderungen an transparente Berichterstattung gerecht werden wollen. Den ersten Unternehmen, die sich an diese Aufgabe herangewagt haben, ist die Lösung unter-schiedlich gut gelungen. Zu den Ersten zu gehören, die es versucht haben, verdient aber in jedem Fall Anerkennung. Man kann erwarten, dass es nicht beim einmaligen Versuch bleibt, sondern regelmässig aktualisierte Berichte folgen und Managementsysteme aufgebaut werden, um die Kennzahlen systematisch zu erheben und die Leistung zu verbessern. Es ist zu hoffen, dass bald weitere Unternehmen folgen werden.

Dass gerade jene zwei Unternehmen die besten Berichte erstellt haben, die im vergangenen Jahr in finanzielle wie ethische Turbulenzen geraten sind und unter grossem öffentlichem Druck die Führung auswechseln mussten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch es er-innert uns an die Grenzen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zum aktuellen Zeitpunkt: Ein guter Nachhaltigkeitsbericht ist heute noch keine Garantie für die Nachhaltigkeit der Unter-nehmensführung. Ihr Ziel erreicht hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung natürlich erst, wenn sich die Qualität der Berichte und die Qualität der Unternehmensführung decken.

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